Mit rund 5000 Teilnehmenden und 3000 Schaulustigen wurden die Erwartungen der Organisatoren weit übertroffen. «Der Umzug liess nichts zu wünschen übrig», sagte der Sprecher Sébastien Nendaz.
Der Slogan des diesjährigen Anlasses lautete: «Ich will dir sagen. Ich liebe... das Wallis». Es gehe darum, die Vorurteile und Stereotypen, die mit einem Coming-out verbunden sind, zu brechen, schreiben die Organisatoren auf ihrer Webseite.
Vorurteile gebe es nicht nur in Bezug auf die sexuelle Orientierung. Auch das Bild des Wallis und der Walliser wollen die Organisatoren zurechtrücken. «Es ist an der Zeit als Homosexuelle und sexuell anders orientierte Menschen zu zeigen, dass wir stolz auf ein aufgeschlossenes Wallis sind.»
Als Redner trat unter anderen Nationalratspräsident Stéphane Rossini (SP/VS) auf. Er zeigte sich erfreut über «das schöne Fest, das zum gesellschaftlichen Zusammenhalt beiträgt und Symbol der Integration ist». Die Pride sende ein starkes Signal an die Adresse derjenigen aus, die Diskriminierung kultivierten.
Als Nationalratspräsident und Walliser unterstütze er diesen Marsch. «Ich bin glücklich, das Tabu zu brechen, wonach Homosexualität eine Krankheit oder eine Schwäche der Natur sei.»
Er reagierte damit auf Aussagen des Bischofs von Sitten, Jean-Marie Lovey, der mit der Bemerkung, Homosexualität sei «heilbar» und eine «Schwäche der Natur» im Mai für negative Schlagzeilen gesorgt hatte. Später relativierte der Bischof die Aussagen und sprach von einem «Fehltritt in der Kommunikation».
Auch Manon Schick, Geschäftsleiterin von Amnesty International Schweiz, nahm die Aussagen des Bischofs auf und rief mit Vehemenz dazu auf, «in der Schweiz und anderswo niemals homophobe Diskurse zuzulassen».
Im Vorfeld der Pride in Sitten rief die Piusbruderschaft zu einer Gegendemonstration auf. Diese fand jedoch zur angegebenen Zeit nicht statt. Anfang Nachmittag hielt die Polizei ein Dutzend junger Skinheads fest, liess sie aber bald wieder gehen.
Die Pride wird nach 2001 bereits zum zweiten Mal in Sitten durchgeführt. Damals führte der Anlass noch zu grosser Polemik, mittlerweile hat sich das Klima beruhigt.
Die Prides in der Romandie werden jedes Jahr von anderen Kantonen organisiert. Die letzte fand 2013 in Freiburg statt. Weil kein Organisator gefunden wurde, fiel die Ausgabe 2014 aus. Im nächsten Jahr soll der Anlass wiederum in Freiburg durchgeführt werden, wie die Organisatoren am Samstag bekannt gaben.