Hintergrund der Polit-Posse: Vor zehn Tagen wurde der Gemeindepräsident von Oberwil-Lieli AG und Nationalrat von der Studentin Johanna Gündel (24) gründlich blamiert. Glarner wollte seine Gemeinde von Flüchtlingen freikaufen. Konkret: Oberwil-Lieli muss laut Verteil-Schlüssel sechs Flüchtlinge unterbringen. Glarner wollte lieber knapp 300'000 Franken zahlen – und dafür frei von Flüchtlingen bleiben.
Doch: Die politisch unerfahrene Sprachwissenschafts-Studentin Gündel bot dem Politiker die Stirn – und setzte sich an der Gemeindeversammlung durch.
Der «knallharte Politiker», wie sich der SVP-Politiker selber nennt, tritt nun nach: Laut «Aargauer Zeitung» bekommt die Studentin diese Woche einen eingeschriebenen Brief vom Gemeinderat. Inhalt: Die 24-Jährige soll kritische Interview-Aussagen belegen oder zurückziehen.
In einem az-Artikel vom 30. November sagte Gündel: «Die Besserverdienenden werden von Glarner gehätschelt. Man liest ihnen die Wünsche von den Augen ab und nimmt es mit den Vorschriften nicht immer so genau.» Glarners Ultimatum: «Mindestens drei konkrete Beispiele» liefern, welche diese Aussage belegen – oder innert einer Woche «unverzüglich öffentlich zu widerrufen».
Geht Gündel nicht auf die Forderungen ein, droht Glarner in der az: «Dann müsste sie mit einer Anzeige rechnen, das lassen wir uns nicht bieten.»
«Glarner ist gut im Austeilen und schlecht im Einstecken»
Johanna Gündel will sich erst Ende Woche dazu äussern. Ihr Vater bestätigt gegenüber BLICK aber das Eintreffen des eingeschriebenen Briefes – und bleibt kämpferisch: «Glarner war schon immer so: gut im Austeilen, aber schlecht im Einstecken.» Johanna nimmt die Drohung des Politikers laut Familie gelassen: «Sie hat einige Kollegen, die Jus studieren. Die sehen die Sache eher locker.»
Weniger locker sieht die Internet-Community die Drohung des SVP-Politikers. Auf Twitter gibt es zahlreiche Reaktionen. Blogger Reda el Arbi trifft die Meinung vieler User: «Miserabler Verlierer und ohne jegliche zwischenmenschliche Kompetenzen.»
Studentin Gündel hat nun eine Woche Zeit, zu reagieren. Andreas Glarner war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.