Mit einem 570-PS-starken McLaren unternimmt Jungunternehmer Mike M.* (23) im Juni eine Probefahrt. Er ist von Dornach SO den Gempen hoch unterwegs. Zeitgleich fährt ein Rennvelofahrer (38) bergabwärts. Der McLaren-Rowdy drückt aufs Gaspedal, blocht die kurvige Strasse durch Wald und hügelige Landschaft hoch (BLICK berichtete).
Mike M. wechselt auf seiner Spritztour mit dem 250'000 Franken teuren Sportwagen immer wieder auf die Gegenfahrbahn, um andere Autos zu überholen. Doch dann gerät der Schweizer auf die Gegenfahrbahn, kann nicht mehr bremsen. Er schiesst den «Gümmeler» mit dem Sportwagen frontal ab.
Sicherheitslinie wegen Postautos aufgehoben
Jetzt wurde bekannt: Wo der McLaren-Rowdy die Mittellinie überfuhr, war bis 2016 noch eine Sicherheitslinie. Das geht aus der Antwort der Solothurner Regierung auf einen Vorstoss des Dornacher Grünen-Kantonsrates Daniel Urech hervor, wie die «BZ Basel» schreibt.
Entfernt wurde die durchgezogene Linie offenbar aufgrund einer Intervention von Postauto Schweiz. «Chauffeure der Linienbusse konnten viele Kurven nicht befahren, ohne die Sicherheitslinie zu überfahren. Dies führte zu heftigen Reaktionen anderer Fahrzeuglenker», heisst es seitens des Regierungsrats.
Solothurner Regierung: Unfall wäre auch mit Sicherheitslinie passiert
Als dann 2016 der Strassenbelag auf der Strecke erneuert wurde, wurde aus einer durchgezogenen eine unterbrochene Linie. Der Regierungsrat bestreitet, dass eine durchgezogene Sicherheitslinie den Unfall hätte verhindern können. Man könne ja «regelmässig aus Zeitungen entnehmen, dass sich wegen Nichtbeachtens der Sicherheitslinie Unfälle ereignen».
Der Solothurner Regierungsrat geht noch einen Schritt weiter. Er spekuliert laut «BZ Basel», dass eine Sicherheitslinie vom Lenker «in diesem Fall allenfalls auch nicht beachtet worden» wäre.
In den Augen des Grünen-Kantonsrats Urech zeigt die Solothurner Regierung mit ihrer Antwort auf seine Frage zur Verbesserung der Sicherheit für Velofahrer am Gempen «nicht wirklich ein Problembewusstsein».
Rennvelofahrer (38) ist ausser Lebensgefahr
Beim Crash am 19. Juni 2019 wurde der 38-jährige Velofahrer lebensgefährlich verletzt, lag daraufhin mit einer Kopfverletzung im künstlichen Koma. Wochenlang rang er um sein Leben, erst einen Monat nach dem Unfall wurde bekannt, dass er sich nicht länger in akuter Lebensgefahr befindet.
Die Solothurner Staatsanwaltschaft hat gegen Mike M. ein Strafverfahren wegen qualifizierter grobe Verletzung der Verkehrsregeln und fahrlässige schwere Körperverletzung eingeleitet. Bei einer Verurteilung für Letzteres droht ihm eine Haftstrafe von bis zu drei Jahren. (rad)
*Name geändert
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