Sie zahlen die Huren mit Sackgeld. Schweizer Teenies sammeln ihre ersten sexuellen Erfahrungen vermehrt im Puff (Blick.ch berichtete). Für Sexualtherapeut Thomas Spielmann (64) eine bedenkliche Entwicklung.
Herr Spielmann, was treibt die jungen Männer zur Prostituierten?
Solche Jungs haben keine normale soziosexuelle Entwicklung mitgemacht. Sie wurden zu Hause nicht aufgeklärt und haben im Aufklärungsunterricht nicht aufgepasst. Als Teenies wurden sie dann überfallen von der ganzen Pornografie – von den Bildern im Internet. Sie sind vergleichbar mit sexuell missbrauchten Jungs. Im Grunde sind sie sehr verklemmt.
Es ist bedenklich, wenn ein junger Bursche seine ersten Erfahrungen mit genitaler Sexualität bei Prostituierten sammelt. Das sind häufig Frauen, die schlecht behandelt und von ihren Zuhältern ausgebeutet werden. Solche Erfahrungen wirken sich auch auf spätere Beziehungen aus.
Inwiefern?
Wer für Sex zahlt, lernt nicht, auf Mädchen zuzugehen. Wie mache ich auf mich aufmerksam? Wie bringe ich ein Mädchen zum Lachen? Auch das gemeinsame Ausprobieren, Rotwerden, Lachen, gehört zum Erwachsenwerden dazu. Das sind Dinge, die im späteren Leben fehlen. Wer das nicht übt, der verpasst die tiefe Menschlichkeit. Der wird zum ewigen Verlierer im späteren Leben.
Wie wirkt sich der Puff-Besuch auf die Entwicklung des jungen Mannes aus?
Für das Selbstbild ist es ein riesiges Problem. Er musste zahlen, um männlich zu sein. Diese Jungs bauen nicht das gleiche männliche Selbstverständnis auf, wie solche, die ihre Erfahrungen mit Gleichaltrigen gemacht haben. Die Frustrationstoleranz ist eine andere. Dass es nicht jedes Mal klappt, dass man auch mal versagen kann oder einen Korb kriegt – auch das muss man lernen. Ein richtiger Mann bricht nicht zusammen, auch wenn er mal zurückgewiesen wird.
Können die Eltern Einfluss nehmen?
Spricht ein Vater abschätzig über Frauen oder behandelt sie schlecht, ist auch vom Sohn nichts anderes zu erwarten. Jungs kriegen mit, wie der Vater mit der Mutter umgeht. Ob er im Vorbeigehen an ihren Haaren riecht, sie verliebt anschaut oder ob er sie kaum beachtet und keinen Wert auf ihre Meinung legt. Das prägt die Heranwachsenden.