Corinne Blatter (54) ist gut gelaunt, als sie gestern Nachmittag mit SonntagsBlick telefonierte. «Mir ist ein Stein vom Herzen gefallen. Der ganze Druck, es war enorm schwierig. Und das Allerschönste ist, auch wenn es die Medien zum Teil nicht glauben: Meinem Vater geht es wirklich richtig gut. Er fühlt sich frei wie nie in seinem Leben.»
Kurz darauf schicken Tochter und Vater SonntagsBlick ein Foto: «En schönä Grüess vam Restaurant Zur Höhe in Zollikon. Corinne und Sepp.» Bei Wolfsbarsch und Gemüse lassen sie die Woche Revue passieren, sammeln neue Kraft.
Corinne sagt: «Noch am vergangenen Sonntag vor unserer Rückreise ins Wallis haben wir bei meinem Papa in der Wohnung gefrühstückt. Da habe ich noch nichts gemerkt, dass er den Gedanken an einen Rücktritt in sich trägt.»
Sepp Blatter ist ein Mensch, der Probleme erst mal mit sich selbst ausmacht. In sich hineinhört – und dann entscheidet. Am Dienstagmorgen nimmt der Fifa-Boss das Telefon in die Hand und ruft seine Tochter an. Diese ist gerade mit ihrer Mutter, Cousinen und Tanten in Thun BE – Frauenausflug. «Er sagte mir, dass er aufhört», sagt sie. «Ich war überrascht wie alle anderen.» Er habe die Familie schützen wollen. «Mit den Anschuldigungen, die teilweise auf ihn zukommen, hat das gar nichts zu tun.»
Seit Donnerstag ist Blatters einzige Tochter nun in Zürich. Gespräche, Seelenmassage, neue Pläne für die Zukunft diskutie-ren. Terminlich passt es: Tochter Selena (14) kann am Flughafen Zürich zwei Schnuppertage absolvieren.
«Und ich hatte viel Zeit mit meinem Vater», sagt Corinne. «Das geniesse ich, auch weil die letzten Tage nicht sehr schön und stressig waren. Einige Journalisten waren sehr aggressiv, auch mir gegenüber.»
Spätestens im März 2016, wenn sein Nachfolger gewählt ist, hat Blatter noch mehr Zeit für die Familie. Zieht er nach seiner «Pensionierung» ins Wallis zurück? «Pensionierung, das klingt so komisch», sagt seine Tochter. Und fügt an: «Ich denke, dass er in Zürich bleiben wird. Visp wäre zu klein, zu eng für ihn.»
Übrigens: Zu Domenico Scalas Forderungen spricht nur die Fifa selbst. Eine Sprecherin sagt, Sepp Blatter unterstütze Scalas Forderung nach Reformen.