Sensible Daten falsch zugestellt
«Wir haben ein fremdes Corona-Zertifikat erhalten!»

Zwei Zürcher haben Corona-Zertifikate erhalten, die einem Ehepaar aus Buchs SG gehören. Grund ist wohl bloss eine falsche Email-Angabe.
Publiziert: 18.06.2021 um 07:04 Uhr
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Aktualisiert: 18.06.2021 um 18:20 Uhr
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Dieses Impf-Zertifikat ging an den falschen Empfänger.
Foto: zVg
Fabian Vogt

Das Ehepaar Moser* aus Herrliberg ZH machte grosse Augen, als es vergangenen Freitag ihre E-Mails anschaute. Via elektronischer Post wurde ihnen das neue Corona-Zertifikat zugestellt. Dabei sind Mosers zwar zweimal geimpft, bestellt haben sie das Dokument bisher aber nicht. Die Verwunderung wich dem Ärger, als sie das Dokument öffneten.

«Wir haben ein fremdes Zertifikat erhalten!», sagt Gertrud Moser zu Blick. Auf ihrem Dokument stand der Name einer anderen Frau, geimpft im März. Gertrud Mosers Mann sah den QR Code des Ehemanns jener Frau, ebenfalls geimpft im März. Auch sonst hatte das Zürcher Ehepaar Zugriff auf eigentlich private Angaben: So sahen die Mosers, womit die Personen geimpft wurden, wie oft sie geimpft wurden, wann das war und das Geburtsdatum. Alles streng vertrauliche Daten, die niemals in falsche Hände geraten dürften.

«Kann nicht sein, dass so geschlampt wird»

Sofort wenden sich die Mosers an die Organisation wir-impfen.ch, von der die Zertifikate zugestellt wurden. Zuerst kam eine automatisierte Nachricht zurück mit einer angehängten FAQ und dem Verweis, man würde sich melden, falls die Antworten darin nicht zu finden sei. Danach kam bis Donnerstag nichts mehr. «Ich bin sauer!», sagt Gertrud Moser. «Zuerst die Sache mit meineimpfungen.ch, wo wir ebenfalls eingetragen waren, und nun das. Es kann doch nicht sein, dass bei so wichtigen Dingen so geschlampt wird!»

Wir-impfen.ch ist das Impf-Portal des Kantons St. Gallen. In der Ostschweiz wird seit Beginn auf eine eigene Plattform gesetzt. Stolz kommunizierte man, diese sei schneller einsetzbar gewesen als die Lösung des Bundes.

Bei Email-Adresse vertippt

Wie es genau zum Fehler kam, wissen die Behörden nicht. Blick-Recherchen zeigen, dass er vermutlich durch eine falsch eingetragene Email-Adresse ausgelöst wurde. Gehören tun die Impfausweise nämlich einem Ehepaar aus Buchs SG. Diese haben eine sehr ähnliche Email-Adresse wie die Mosers und haben sich beim Bestellen wohl vertippt. Weil die Plattform für die Verifikation lediglich mehrmals eine Bestätigung fordert, können Rechtschreibfehler übersehen werden. Wenn die Adresse dann zufälligerweise jemand anderem gehört, geht das Zertifikat an diesen Empfänger.

Der Kanton St. Gallen sagt dazu: Die Verantwortung für die korrekte Eingabe der Daten liegt beim Nutzer bzw. bei der Nutzerin. Wer den Antrag für das Covid-Zertifikat auf wir-impfen.ch ausfüllt, wird aufgefordert, die Eingaben zu prüfen. Anschliessend muss die Korrektheit der Angaben bestätigt werden. Falsche Angaben können im Nachhinein vom Support angepasst werden.

Immerhin: Mit dem fremden Dokument kann das Ehepaar Moser wenig anfangen. Nebst Zertifikat braucht es für Zugangs- und Reise-Kontrollen einen Personalausweis. Das St. Galler Ehepaar wird sein Zertifikat noch einmal erhalten. Und Mosers ihr eigenes bestellen. Auf dem dann hoffentlich ihr eigener Name steht. (vof)

*Name geändert

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