Seltener Zwischenfall
Swiss Co-Pilot fällt kurz vor Landung aus

2015 kommt es auf einem Linienflug der Swiss zu einem heiklen Zwischenfall: Kurz vor der Landung fällt der Co-Pilot aus medizinischen Gründen aus. Jetzt liefert die Schweizerische Sicherheitsuntersuchungsstelle den vollständigen Bericht.
Publiziert: 28.05.2021 um 15:58 Uhr
1/7
2015 kommt es auf einem Linienflug der Swiss zu einem seltenen Vorfall.
Foto: PIUS KOLLER

Es ist ein Flug, der normal beginnt, aber aussergewöhnlich endet. Denn kurz vor der Landung fällt der Co-Pilot aus. Der Pilot sieht sich gezwungen, den Airbus A340 mit 215 Passagieren und 12 Besatzungsmitglieder allein zu landen.

Ereignet hat sich der Vorfall 2015 auf einem Linienflug der Swiss von Boston nach Zürich. Rund fünfeinhalb Jahre später hat die Schweizerische Sicherheitsuntersuchungsstelle (SUST) nun den summarischen Bericht des schweren Vorfalls abgeschlossen.

Bis zum Frühstück alles in Ordnung

Gemäss übereinstimmender Aussagen der Flugbesatzung hat der damals 29-jährige Co-Pilot etwa 1 Stunde und 15 Minuten vor der Landung das Frühstück eingenommen. Anschliessend geht er auf die Toilette – er fühlt sich unwohl und bemerkt Koordinationsschwierigkeiten.

Alarmiert von diesen Symptomen setzt er sich nach der Rückkehr nicht auf seinen Co-Piloten-Sitz, sondern auf den dritten Stuhl im Cockpit. Gegenüber dem Piloten und einem Flugbegleiter erklärt er, dass er sich nicht wohl fühle.

Ein weiterer Flugbegleiter und ehemaliger Krankenpfleger wird ins Cockpit gerufen, um den Co-Piloten zu betreuen. Als der Mann über Schwindel klagt, wird er in den Ruhebereich für die Besatzung verlegt. Eine Ärztin, die sich als Passagierin an Bord befindet, wird zur Hilfe dazugezogen.

Pilot auf sich allein gestellt

Der 58-jährige Pilot mit über 20'000 Stunden Flugerfahrung ist auf sich allein gestellt. Zu diesem Zeitpunkt befindet sich die Maschine über Paris, wo sie aufgrund der dringlichen Situation eine Landeerlaubnis in 25 Minuten erhält.

Doch der Kapitän fliegt weiter. In Absprache mit der betreuenden Ärztin an Bord ist es sinnvoller, den Flug ins 40 Minuten entfernte Zürich fortzusetzen. Der Grund: In der Schweiz kann der Co-Pilot, der sich inzwischen in einem kritischen Zustand befindet, sogleich versorgt und ins Spital gefahren werden.

Landung per Autopilot

Mit maximaler Reisegeschwindigkeit steuert die Maschine auf Zürich zu. Auf dem Platz des Co-Piloten sitzt nun ein Flugbegleiter, der den Piloten am Funk unterstützt. Der Kapitän entscheidet sich, das Flugzeug per Autopilot zu landen. Um 9.50 Uhr erreicht die Maschine den Flughafen Zürich. Die Landung verläuft ohne weitere Vorkommnisse. Bevor die Passagiere das Flugzeug verlassen, wird der Co-Pilot vom medizinischen Personal versorgt und umgehend ins Spital gebracht.

Was genau zur Fluguntauglichkeit des Mannes geführt hat, ist nicht bekannt. Im Bericht ist von einem unbestimmten Ereignis die Rede, welches «nur sehr schwer – wenn überhaupt – hätte frühzeitig erkannt und behandelt werden können.» (une)


Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?