Darum kämpft René Stettler gegen die neue Rigi-Bahn
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Ausbau-Theater am Rigi-Hang:Darum kämpft René Stettler gegen die neue Rigi-Bahn

Selbst Stararchitekt Mario Botta (78) gefällt das Projekt nicht
Anwohner steigen wegen neuer Rigi-Bahn auf die Barrikaden

Noch fahren von Weggis LU gegen Rigi Kaltbad zwei eher betagt wirkende grosse Seilbahnkabinen. 2027 läuft ihre Bewilligung aus. Die Nachfolgerin sorgt für ordentlich Streit.
Publiziert: 02.02.2022 um 13:29 Uhr
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Aktualisiert: 02.02.2022 um 15:50 Uhr
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Die Visualisierung der neuen Bergstation: Das Gebäude liegt 3,5 Meter höher als die Aussichtsterrasse. Dadurch befürchten die Einsprecher, dass die Aussicht in Richtung Berge verschandelt wird.
Foto: PYXEL GmbH
Beat Michel

Fast lautlos schwebt die Luftseilbahn Weggis–Kaltbad hinter dem Chalet von René Stettler (66) vorbei und verschwindet nur etwa 100 Meter weiter in der Bergstation unweit des berühmten Dorfplatzes und des Kurbads. Der Pensionär liebt diese Bahn, gegen den Ausbau aber kämpft er, seit er die Pläne der Rigi Bahnen AG kennt.

Die Anlage ist in die Jahre gekommen, 2027 läuft die Konzession aus. Doch was danach kommen soll, löst am Hang des Rigi einen Kleinkrieg aus. Zu gross, zu laut, zu hässlich soll sie sein.

Verdoppelung der Kapazitäten möglich

Projektiert ist eine Gondelbahn mit 21 Kabinen. Die Kapazität soll sich von heute 650 auf 800 Personen pro Stunde erhöhen. Eine Steigerung auf 1200 Personen wäre im Nachhinein leicht möglich. Das Projekt soll 20 bis 25 Millionen Franken kosten.

Neben elf Anwohnern stellen sich auch der Landschaftsschutz, der WWF, der Heimatschutz, Pro Natura und Helvetia Nostra quer. Hauptkritikpunkt der Organisationen: Durch die tiefere Kabelführung der Gondelbahn braucht es einen bis zu 60 Meter breiten Seilbahnkorridor durch den Schutzwald. Marco Füchslin (60), Geschäftsführer des Innerschweizer Heimatschutzes, erklärt die Bedenken: «Es wäre allenfalls der Schutzwald oberhalb Weggis tangiert. Es bräuchte womöglich wegen der Rodung Schutzbauten, die massiv sichtbar wären.»

Anwohner legt sich quer

Auch Anwohner René Stettler hat sich bei den Plänen der Rigibahnen auf jedes Detail eingeschossen. Er ist mit seinem Chalet direkt betroffen, die neue Bahn würde nur wenige Meter östlich über sein Grundstück verkehren. «Die Lärmemissionen würden durch den Dauerbetrieb und die vielen Gondeln massiv zunehmen», sagt er zu Blick. Auch optisch stört ihn der Ausbau: «Die neue Bergstation würde den Dorfplatz um 3,5 Meter überragen und die Aussicht auf die Berge verschandeln», sagt er. Heute befinde sich das Gebäude kaum sichtbar unterhalb des Platzes.

Prominente Unterstützung erhalten die Einsprecher vom Tessiner Stararchitekten Mario Botta (78). Er hatte das 2012 eröffnete Mineralbad sowie den darüber liegenden Dorfplatz gestaltet. Auf Anfrage schreibt er: «Ich glaube, dass die Einsprecher recht haben und dass es richtig ist, sich in die Diskussion einzubringen und ihre Argumente geltend zu machen.» Er gibt aber gleichzeitig zu bedenken, dass sein Mandat vor zehn Jahren endete. Er habe sein Bestes getan, für die seinerzeit geltenden Gegebenheiten ein gutes architektonisches Projekt für den Dorfplatz zu schaffen.

Bergbahnen trotzdem zuversichtlich

Die Rigi Bahnen AG ist trotz des starken Gegenwindes zuversichtlich, das Projekt ins Ziel zu bringen. Frederic Füssenich (47), CEO der Rigi Bahnen AG, sagt zu Blick: «Die Eidgenössische Natur- und Heimatschutzkommission hat unser Projekt als genehmigungsfähig eingestuft. Das bestätigt unsere Pläne. Wir leben in einer Demokratie, Widerstände gehören zu jedem grossen Projekt.»

Trotzdem, das Kriegsbeil ist ausgegraben. Für Einsprecher René Stettler ist klar: «Ich werde gegen einen so massiven Ausbau bis vor das Bundesgericht gehen.»

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