«Oft geht es um das emotionale Überleben»
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Tabitha Bender:«Oft geht es um das emotionale Überleben»

Seit über 20 Jahren verhindert das Babyfenster Kindstötungen sowie Aussetzungen
27 Säuglinge wurden schon abgegeben

Seit 20 Jahren haben Mütter in der Schweiz die Möglichkeit, ihr Kind in ein Babyfenster zu legen. Über zwei Dutzend Säuglinge wurden seither abgegeben. Während manche Kinder ihre biologischen Eltern irgendwann kennenlernen, bleibt anderen als Erinnerung nur ein Brief.
Publiziert: 20.09.2021 um 00:54 Uhr
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Aktualisiert: 20.09.2021 um 07:55 Uhr
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Tabitha Bender (35) ist Projektleiterin bei der Stiftung für Schweizerische Hilfe für Mutter und Kind (SHMK). Hier posiert sie mit Victoire (zehn Monate), die im November in das Babyfenster in Basel gelegt wurde und nun aber wieder bei ihrer Mama ist.
Foto: Luisa Ita
Luisa Ita

Der erste Säugling, der in der Schweiz in ein Babyfenster gelegt wurde, ist mittlerweile volljährig. Die Institution wurde vor 20 Jahren ins Leben gerufen, um Müttern in extremen Notsituationen eine Möglichkeit zu geben, ihr Kind anonym in sichere medizinische Obhut zu übergeben. So soll verhindert werden, dass Neugeborene irgendwo deponiert oder gar umgebracht werden.

Stolz zeigt Tabitha Bender (35), Projektleiterin bei der Stiftung Schweizerische Hilfe für Mutter und Kind (SHMK), auf eine Grafik und erklärt: «Seit der Eröffnung des Babyfensters gab es deutlich weniger Kindesaussetzungen und Kindstötungen.» Laut der Stiftung hat die Zahl um 70 Prozent abgenommen.

Manche Mütter legen einen Brief bei

Insgesamt 27 Kinder wurden in sechs Schweizer Babyfenstern abgegeben, in den Einrichtungen in Davos GR und Bellinzona TI lagen bislang noch keine Findelkinder. «Etwa die Hälfte der Mütter hat sich nach Abgabe bei uns gemeldet, von der anderen Hälfte kennen wir die Identität nicht», so die vierfache Mutter.

«Viele Frauen legen einen Brief bei, wenn sie das Neugeborene ins Fenster legen. Bei manchen ist das eine persönliche Nachricht an das Kind, andere wiederum schreiben nur ein paar Angaben wie beispielsweise das Geburtsdatum oder den Namen auf.» Und manche Bébés würden auch ganz ohne ein Schreiben abgegeben.

Sechs Babys sind wieder bei ihrem Mami

Das Babyfenster versucht alle Mütter zu ermutigen, sich zu melden. «Den Frauen drohen keine rechtlichen Konsequenzen. Das Babyfenster ist legal, und bis ein Jahr nach Abgabe kann das Kind noch zurückverlangt werden. Erst danach wird die Adoption abgeschlossen», führt die 35-Jährige aus. «Es ist sehr gut, wenn sich die Frauen melden, damit wir ihnen bei der Bewältigung ihres Traumas helfen können. Und so können wir auch mit ihnen schauen, ob vielleicht doch ein Leben mit Baby möglich ist.»

Sechs Säuglinge hätten so wieder mit ihrer Mutter vereint werden können, darunter auch Camille P.* (40) und ihre kleine Victoire (zehn Monate). Solche Happy Ends seien besonders schön anzusehen: «Für mich ist das ganz ein besonderer Moment.»

* Name geändert

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