Die Bezeichnung «Böögg» bedeutet in Zürich «verkleidete, vermummte Gestalt». Für einmal trug der Böögg über seinem Waschkorb-Hut noch einen Zwingli-Hut und erinnerte damit an das 500-Jahr-Jubiläum der Reformation.
Den Zwingli-Hut lupfte es nach rund fünf Minuten, und dann kam die gewohnte Kopfbedeckung des Schneemanns zum Vorschein. Diese «vertätschte» es dann gut zwölf Minuten später.
Unter bewölktem Himmel säumten tausende Schaulustige die Strassen und schauten zu, wie rund 3500 Zürcher Zünfter in historischen Kostümen durch die Stadt Richtung Sechseläutenplatz zur Böögg-Verbrennung zogen.
Freundschaft mit Strassburg zelebrieren
Angezündet wurde der Scheiterhaufen dieses Jahr von Strassburgs Oberbürgermeister Roland Ries. Strassburg war der erste nicht-schweizerische Gast beim Zürcher Sechseläuten. Neben Gastkantonen nehmen in unregelmässigen Abständen auch historische Bündnisstädte aus vornapoleonischer Zeit am Stadtzürcher Frühlingsfest teil.
Erinnert wird mit den Strassburger Gästen an die Geschichte der Freundschaft entlang des Wasserwegs und der historischen Bünde. Dies freute insbesondere Ehrengast und Fussball-Experte Gilbert Gress, der aus Strassburg stammt.
Polit-Elite am Sechseläuten
Als weitere Ehrengäste eingeladen waren unter anderem Bundesrätin Karin Keller-Sutter, die Bundesräte Guy Parmelin und Ignazio Cassis sowie alt Bundesrat Johann Schneider-Ammann und alt Bundesrätin Ruth Metzler.
Von der Zürcher Politprominenz waren unter anderen Finanzdirektor Ernst Stocker und Bildungsdirektorin Silvia Steiner geladen. Auch der höchste Stadtzürcher, Gemeinderatspräsident Martin Bürki, und Stadtpräsidentin Corine Mauch, fehlten nicht.
Blumen aus dem Publikum schenken liessen sich auch Opernsängerin Cecilia Bartoli, «Zwingli»-Darsteller Max Simonischeck und «Zwingli»-Regisseur Stefan Haupt.
Böögg als Wetterfee
Der Volksmund sagt: «Je schneller der Böögg verbrennt, desto schöner und länger dauert der Sommer». Dieses Versprechen konnte der Schneemann in den letzten Jahren jedoch häufig nicht einlösen. 2015 etwa kündigte er mit rund 20 Minuten einen eher miesen Sommer an - dieser ging dann aber als einer der wärmsten in die Geschichte ein.
Nach dem Böögg-Verbrennen ging es für die Zünfter weiter: Sie zogen sich zum Essen in ihre Zunftstuben zurück und besuchten anschliessend die anderen Zünfte. Die Zürcherinnen und Zürcher trafen sich derweil zum beliebten «Volkswurstbraten», bei dem auf den Überresten des Böögg-Feuers grilliert wird.
Das Sechseläuten geht zurück auf einen jahrhundertealten Brauch: Wenn im alten Zürich die Abende wieder heller wurden und die Kirchenglocken erstmals wieder um 18 Uhr statt schon um 17 Uhr zum Feierabend läuteten, trafen sich die jungen Leute auf den Plätzen und zündeten Scheiterhaufen mit Strohmännern an.
(SDA)