Die Genfer Gay-Community warnt: Im Park «Perle du Lac», seit Jahren bekannt als Treffpunkt homosexueller Männer, kam es im Juni und im Juli zu Attacken auf zwei Schwule. Während eines der Opfer seinen Peinigern im letzten Moment entkommen konnte, sei der zweite Mann bewusstlos, mit schlimmen Verletzungen in der Nähe seines Autos aufgefunden worden, wie die «Tribune de Genève» schreibt.
Auch in Basel spitzte sich die Situation in den vergangenen zwei Monaten zu: Die Staatsanwaltschaft verzeichnet in Schützenmattpark vier Überfälle auf Männer, davon drei mitten in der Nacht, wie die «BZ Basel» heute berichtet. Drei der Attacken ereigneten sich in der Nähe der Toilette beim Kiosk, Zentrum des ebenfalls seit Jahren als Schwulentreff bekannten Parks.
Grosse Dunkelziffer bei Übergriffen auf Homosexuelle
Michael Häusermann von der lokalen Organisation Dialogai spricht im Fall von Genf gegenüber der «TdG» von «leider regelmässigen Gewalttaten» im «Perle du Lac». Die Dunkelziffer sei hoch, da solche Treffpunkte oft auch von Männern besucht würden, die ihre Homosexualität versteckt leben und deshalb auf eine Anzeige verzichten würden.
Bei Umfragen mit rund tausend in der Region Genf lebenden homo- und bisexuellen Männern sei zuletzt 2012 festgestellt worden, dass diese rund vier Mal häufiger von gewalttätigen Übergriffen betroffen seien als der Durchschnitt der männlichen Bevölkerung.
Vor allem jugendliche Täter?
In Basel ist der Schützenmattpark als «Hotspot» für Delikte bekannt, auch wenn Szene-Kenner gegenüber der «BZ Basel» nicht von einer Zunahme der Gewalt gegen Schwule in den vergangenen Jahren reden wollen. Dass die Polizei in einem der vier Fälle nach einem 15 bis 25 Jahre alten Täter sucht, sei aber bezeichnend. «Die jungen Leute müssen in jeder Generation aufgeklärt und informiert werden», sagt Peter Thommen, der in Basel eine auf homosexuelle Literatur spezialisierte Buchhandlung betreibt.
Auch im Genfer Park beobachteten Zeugen im Jahr 2013 eine Gruppe von 15 bis 18-jährigen Jugendlichen, die gemeinsam gegen homosexuelle Männer vorging.
Von einem Anstieg der Übergriffe auf Schwule will Bastian Baumann, Geschäftsleiter der LGTB-Dachorganisation Pink Cross nicht sprechen: «Das Problem ist, dass niemand Zahlen dazu erfasst. Dies im Gegensatz zu anderen Ländern.» Aus dem gleichen Grund kann Baumann auch keine Aussagen über typische Täterprofile bei homophober Gewalt machen. «Grundsätzlich lässt sich Homophobie aber nicht auf eine bestimmte Alterskategorie beschränken.»
Pink Cross betreibe in Zusammenarbeit mit anderen Organisationen eine LGTB-Helpline, auf der sich Betroffene melden könnten. Hier würden Gewaltopfer Hilfe bekommen, auch beim Verfassen von Anzeigen. «Solche Vorfälle können auch anonym gemeldet werden», sagt Baumann. Die Meldungen würden der Organisation helfen, problematische Gegenden zu orten und dagegen vorzugehen. (bih)