Von der anfänglichen Euphorie ist nur noch wenig zu spüren. Als die Swiss-Covid-App am 25. Juni zum Download bereit war, luden sie innert Tagen Hunderttausende Schweizer herunter. Das offizielle Ziel: 60 Prozent der Bevölkerung sollten die App am Ende nutzen.
Nach einer Woche setzte die Flaute ein: Seit Anfang Juli stagniert die Zahl aktiver Nutzer bei einer Million. Das sei zwar an sich gut, sagte Stefan Kuster (42) vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) am Donnerstag. «Aber wir können das noch besser.»
Daran darf man jedoch zweifeln. Das Forschungsinstitut Sotomo führte Ende April im Auftrag des BAG eine Umfrage zur Nutzung der App durch. 59 Prozent der Befragten gaben an, sie würden sich die App wahrscheinlich herunterladen. Seitdem nimmt die Zustimmung aber kontinuierlich ab. Michael Hermann (48), Leiter von Sotomo: «Je konkreter das Projekt wurde, je näher der App-Start kam, desto geringer wurde die Bereitschaft zum Download.» Weitere Umfragen im Mai und Juni hätten diesen Trend bereits angedeutet.
Menschen sehen Notwendigkeit nicht
Je länger man in der Öffentlichkeit über die App diskutiert habe, desto eher habe sich die irreführende Ansicht verbreitet, die App schränke unsere Freiheiten ein. «Gleichzeitig haben wir die akute Corona-Phase hinter uns. Viele Menschen sehen die Notwendigkeit einer solchen App nicht mehr», vermutet Hermann.
Auch die neuste Umfrage, durchgeführt Ende Juni vom Online-Vergleichsdienst Comparis, bestätigt den Negativtrend. Nur noch knapp 44 Prozent der Befragten sprechen sich für den App-Download aus. «Es ist zu befürchten, dass die Zustimmung weiter sinkt», meint Jean-Claude Frick, Digitalexperte bei Comparis. «Diejenigen, die voll hinter der App stehen, haben sie sich gleich nach dem Start heruntergeladen.»
Die schwierige Aufgabe sei nun, auch die breite Bevölkerung zu überzeugen. Denn Frick sieht in der App viel Potenzial: «Wir dürfen eigentlich stolz auf die Entwicklung sein. Der Datenschutz ist jederzeit gewährleistet. Sogar Apple und Google haben sich von der Schweizer Technologie inspirieren lassen!»