Sie sind vor Ort, wenn es für die Schweiz im Ausland brenzlig wird: Die Spezialeinheit des Armee-Aufklärungsdetachement 10 (AAD 10). Ihr gehören nur Elitesoldaten an, welche eine 18-monatige Ausbildung hinter sich haben. Das Ganze ist streng geheim.
Nach dem Hacker-Angriff auf den Rüstungskonzern Ruag wurde nun aber bekannt, dass persönliche Daten über die Spezialkämpfer geklaut worden sind (BLICK berichtete). Diese sollen nun gemäss der «NZZ am Sonntag» neue Identitäten bekommen. Braucht die Armee womöglich schon bald neue Supersoldaten?
Es werden «überdurchschnittliche Fähigkeiten» verlangt
Wer in die Vorauswahl kommen will, muss sportlich fit sein. Zu dieser wird allerdings nur zugelassen, wer unter anderem eine abgeschlossene Berufslehre oder eine Matura hat, einen Führerausweis der Kategorie B besitzt und mit voller Sehkraft gesegnet ist. Wer sich für eine Anstellung interessiert, kann schon einmal mit folgenden Übungen beginnen:
- 10 Klimmzüge (Ristgriff) ohne Unterbruch
- 60 Rumpfbeugen ohne Unterbruch
- 50 Liegestützen ohne Unterbruch
- 5-Kilometer-Geländelauf in Sportbekleidung in maximal 24 Minuten
- 8-Kilometer-Eilmarsch im Tarnanzug mit Feldschuhen und 15 Kilogramm Gepäck in maximal 58 Minuten
- 300 Metrer Schwimmen in maximal 10 Minuten
- 25-Kilometer-Eilmarsch im Tarnanzug mit Feldschuhen und 25 Kilogramm Gepäck (Richtzeit: 3½ Stunden)
Sollten die genannten Anforderungen kein Problem darstellen, gehts eine Runde weiter. Im sogenannten Auswahlkurs wird in drei Wochen die Teamfähigkeit, das Verhalten unter Stress und insbesondere die Motivation geprüft.
Schulbankdrücken für Auslandeinsätze
Wer sich im Ausland aufhält, sollte auch deren Kultur kennen. Daher gibt es in der Grundausbildung die Fächer Sprache, Rechtslehre, Geografie/Ethnologie und Internationale Beziehungen. Daneben aber natürlich auch eine Ausbildung im Fallschirmspringen, Tauchen und im Nahkampf – alles, was man zum Überleben halt so braucht.
Stationiert ist die AAD 10 im Tessin, «der Berufsalltag ist vor allem durch die Einsätze im Ausland geprägt», heisst es in der Broschüre. Sollte eine Rettung und Rückführung von Schweizer Bürgern aus Krisengebieten von Nöten sein, kommen sie zum Einsatz.
Gaddafi-Geiseln sollten mit Jet-Ski gerettet werden
Über die AAD 10 weiss man wenig. Bekannt ist aber, dass die Spezialeinheit ab Ende 2008 die Flucht der beiden Schweizer Gaddafi-Geiseln in Libyen plante. Ausgeführt wurde die Aktion aber nie, die Einheit wurde später für die Bewachung der Schweizer Botschaft in Tripolis gebraucht.
Laut Insidern war die Spezialeinheit auch nach dem Ausbruch des Irakkriegs 2003 relativ früh in Bagdad. Ein Soldat soll dabei verletzt worden sein.
2009 wollte die damalige Aussenministerin Micheline Calmy-Rey (70) die Soldaten sogar für den Kampf gegen Piraten vor der somalischen Küste einsetzen. Dem Parlament gefiel der Plan nicht, es stoppte die Aktion.
Auch 2013 soll ein Einsatz in Mali stattgefunden haben: Wie ein Insider dem BLICK damals berichtete, soll die Armee Schweizer Diplomaten beschützt haben, die als Vermittler in Mali unterwegs waren. Getarnt war der Einsatz gemäss dem Informanten aber als Übung.
Keine weiteren Rekrutierungen geplant
Wie die «NZZ am Sonntag» weiter schreibt, werde die Einheit jährlich rund 20 Millionen Franken kosten. Laut Schätzungen sollen in den vier vorhandenen Zügen rund 90 Soldaten mit modernstem Material angestellt sein.
Wer sich nun eine Karriere in der Sondereinheit vorstellen kann, muss sich noch gedulden. Gemäss der Schweizer Armee sind zurzeit keine weiteren Informationsanlässe geplant. (lz)