Ostermundigen BE, ein Industriebau am Ortseingang: Der zehn Stockwerke hohe Turm ist mit Getreide angefüllt, fast täglich bringen Lieferwagen und die Bahn Weizen, Roggen oder Urdinkel.
Bevor die Körner ins Silo kommen, wird die Feuchtigkeit bestimmt. «Die darf nicht zu hoch sein, sonst schimmelt es», erklärt Geschäftsführer Peter Grossenbacher. Erst dann transportiert ein Becherförderband das Getreide ins oberste Stockwerk, von wo es in die einzelnen Betonlager verteilt wird.
Sonden im Innern der Silos messen, ob sich die Temperatur verändert. «Würde sie steigen, wäre das ein Zeichen dafür, dass die Ware verdirbt.» Der Aufwand ist mehr als gerechtfertigt. Denn hier lagert nicht einfach bloss Getreide.
Hier lagert ein Teil der Schweizer Vorräte zur Ernährung des Landes im Krisenfall. Insgesamt 160'000 Tonnen Getreide sind unter der Regie des Bundes sicher untergebracht, um die Bevölkerung für mindestens drei Monate versorgen zu können.
Das Licht geht der Schweiz nicht aus
Nicht nur Getreide lagert die Schweiz. Für 8,5 Millionen Einwohner hortet die Eidgenossenschaft auch 63'000 Tonnen Zucker, 15'400 Tonnen Reis oder 33'700 Tonnen Speiseöl.
Was genau und wie viel in sogenannten Pflichtlagern vorhanden ist, hält das Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung (BWL) in seinem Bericht zur Vorratshaltung fest.
Das Papier wurde erst im November überarbeitet und ist öffentlich zugänglich. So wie jeder Haushalt einen Notvorrat unterhalten sollte, verfügt die Schweiz über ein riesiges Lager an Gütern: zur Ernährung, zur Energieversorgung und zur Versorgung mit Medikamenten.
Damit in einer schwierigen Lage nicht irgendwann aus Strommangel die Lichter ausgehen, lagert die Schweiz auch Uranbrennstäbe, wie sie zum Betrieb von zwei Atomkraftwerken nötig sind. Sie reichen für die Dauer eines Jahres.
Zudem bestehen Pflichtlager für Benzin, Heizöl oder Diesel – jeweils in Mengen, wie die Schweiz sie für viereinhalb Monate braucht.
Wie viel von welchem Rohstoff gelagert werden muss, gibt der Bund vor.
Vorbild für andere Länder
Das BWL sorgt dafür, dass diese Vorgaben eingehalten werden, wie Ueli Haudenschild erklärt, beim Bundesamt für die Bereiche Ernährung und Heilmittel zuständig.
Finanziert wird die Lagerung über einen Zuschlag auf Importware. Damit die vorgeschriebene Mindestmenge auch tatsächlich vorhanden ist, lässt das BWL regelmässig kontrollieren. Werden die Mengen unterschritten, wird eine saftige Busse fällig.
Dieses System zur Vorratshaltung ist historisch gewachsen und weltweit einmalig. «Durch die Partnerschaft zwischen dem Bund und Privaten lässt sich unser Auftrag mit geringen Kosten erfüllen», erklärt Ueli Haudenschild. Vertreter anderer Länder sind deshalb regelmässig beim BWL zu Besuch: «Sie sehen unser Modell als Vorbild.»
170'000 Schutzmasken für Spitäler
Auch Medikamente und medizinische Ausrüstung hält die Eidgenossenschaft auf Vorrat, Antibiotika etwa und Impfstoffe für drei bis vier Monate, nicht zuletzt 170'000 Schutzmasken für das Personal in Spitälern. «Diese sind Teil der aktuellen Krisenplanung und werden bei Bedarf den Kantonen zur Verfügung stehen», sagt Haudenschild.
Das Getreide aus dem Silo von Ostermundigen wird nach und nach gemahlen, verpackt und an Grossverteiler ausgeliefert. Der überwiegende Teil des Mehls kommt lose oder in Säcken in den Handel, etwa für die Brotproduktion, so der Chef des Silos in Ostermundigen.
Einiges davon wird dann wohl auch als privater Notvorrat zu Hause aufbewahrt.
Das Coronavirus führt häufig zu Atemwegsbeschwerden. Im schlimmsten Fall führt die Erkrankung zusätzlich zu einer bakteriellen Lungenentzündung. Und um diese zu behandeln, braucht es Antibiotika. Diese werden zwar von Schweizer Firmen vertrieben, aber in China hergestellt. Gerade bei Antibiotika bestehen jedoch seit längerem Lieferengpässe, wie es beim Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung (BWL) heisst. Deshalb kommen zurzeit Pflichtlager zum Einsatz, die laut BWL beim Eintreffen von Nachschub wieder aufgestockt werden. Doch das dürfte angesichts der Corona-Epidemie und der damit verbundenen Produktionsausfälle zunehmend schwierig sein.
Das Coronavirus führt häufig zu Atemwegsbeschwerden. Im schlimmsten Fall führt die Erkrankung zusätzlich zu einer bakteriellen Lungenentzündung. Und um diese zu behandeln, braucht es Antibiotika. Diese werden zwar von Schweizer Firmen vertrieben, aber in China hergestellt. Gerade bei Antibiotika bestehen jedoch seit längerem Lieferengpässe, wie es beim Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung (BWL) heisst. Deshalb kommen zurzeit Pflichtlager zum Einsatz, die laut BWL beim Eintreffen von Nachschub wieder aufgestockt werden. Doch das dürfte angesichts der Corona-Epidemie und der damit verbundenen Produktionsausfälle zunehmend schwierig sein.