Schweizer Lehrer perplex
Dänen wollen Pornos im Lehrplan

Dienen Pornos der Aufklärung? Darüber streiten sich die Dänen. Ein führender Sexologe will die Filme landesweit in den Lehrplan aufnehmen. Blick.ch hat nachgefragt, was Schweizer Lehrer vom Schmuddelfilm auf dem Stundenplan halten.
Publiziert: 17.03.2015 um 19:04 Uhr
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Aktualisiert: 09.10.2018 um 02:48 Uhr
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Würde ein Porno mehr Aufklärung bringen? Schülerin im Sexualkundeunterricht.
Foto: Keystone

«Sexualkundeunterricht, wo der Lehrer ein Kondom über eine Gurke streift, ist langweilig und bringt nichts», glaubt Christian Graugaard. Stattdessen fordert der Professor der Universität in Aalborg: Holt den Porno in die Schulzimmer!

Braucht es negative Beispiele?

Graugaard ist einer der führenden Sexologen Dänemarks. Geht es nach ihm, sollen sich 15- bis 16-jährige Schüler intensiv mit Pornografie auseinandersetzen. «Wir wissen aus Studien, dass ein Grossteil der Teenager Pornografie konsumiert», so Graugaard. «In Skandinavien haben 99 Prozent der Jungs und 86 Prozent der Mädchen schon vor ihrem 16. Lebensjahr einen Porno gesehen.» Der Sexologe will sicherstellen, dass diese Teenies die nötige Fähigkeiten haben, solche Filme richtig einzuschätzen.

Für Lilo Lätzsch, Präsidentin des Zürcher Lehrerverbands geht dieser Schritt zu weit. «Ich muss Sie auch nicht erst zusammenschlagen, um dann zu sagen, dass Gewalt nicht gut ist.» Um Grenzen aufzuzeigen, brauche es keine negativen Beispiele.

«Pornos sind bildend und unterhaltend»

Der dänische Sexologe will die Teenies mit den Filmen «zu kritischen und gewissenhaften Verbrauchern machen, die zwischen Sex in den Medien und im realen Leben unterscheiden können».

Dass es wichtig ist, den Jugendlichen den Unterschied zwischen Realität und Fiktion näherzubringen, findet auch Lätzsch. «Das kann man aber auch sehr gut mit anderen Beispielen machen.» Sie glaubt viel eher, dass Pornos im Schulzimmer «die Gefühle einiger Schüler verletzen» könnten.

Für den dänischen Professor sind Pornos unterhaltend und bildend zugleich. «Wir wollen, dass unsere Kinder ein aufregendes und befriedigendes Sexleben haben», so Graugaard. Durch einen offenen und konstruktiven Dialog liesse sich das erreichen.

«Wichtig ist die emotionale Dimension»

In der Schweiz ist der Sexualkundeunterricht in drei Stufen aufgebaut. «Im Kindergarten und zu Beginn der Primarschule werden konkrete Fragen der Kinder beantwortet – mehr nicht», sagt Lätzsch.

«Erst ab der Mittelstufe informieren wir aktiv. Im Naturkundeunterricht werden dann beispielsweise Geschlechtsteile benannt. Das Wichtigste ist aber die dritte Stufe: die emotionale Dimension, die immer präsent ist.» Dabei gehe es ums Ja sagen zum Körper und zu den Bedürfnissen, aber auch darum, sich abzugrenzen.

Seit 1970 ist Sexualkunde in Dänemark Pflichtstoff. In einigen Schulen stehen Pornos bereits heute auf dem Stundenplan. In der Schweiz ist man davon noch weit entfernt. (mad)

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