Schon den ganzen Morgen über hatten Daniel (54) und Jean-Davide Vernerey (31) den Lärm der Kampfjets gehört. Der Landwirt und sein Sohn sammelten gerade Steine auf einem Feld im französischen Vuillorbe auf, als das Zischen hinter ihrem Rücken immer lauter wurde. Um 11.30 Uhr der Knall: «Wir drehten uns um – die ganze Erde brannte. Der Feuerball war nur etwa 70 Meter von uns entfernt», sagt Daniel Vernerey. Kurz darauf begreifen die Männer, was gerade passiert ist: Neben ihnen ist ein Flugzeug abgestürzt. «Wir haben sofort die Polizei alarmiert.» Beim Flieger, der den Bauern beinahe auf den Kopf gefallen ist, handelt es sich um die Schweizer F/A-18-Maschine, die gestern in einem unbewohnten Gebiet in der Nähe von Glamondans (F) abstürzte.
Am Morgen war der 38-jährige Pilot mit seinem zweisitzigen Jet in Payerne VD gestartet. Gemeinsam mit ihm hatten zwei Tiger F-5 der Schweizer Armee abgehoben. Sie sollten als Zielobjekt für den Kampfjet dienen. Es hätte ein ganz normaler Trainingsflug werden sollen. Weil der Platz in der Schweiz knapp ist, werden diese regelmässig auch im Ausland durchgeführt. Aus noch ungeklärten Gründen verlor die F/A-18 plötzlich rasch an Höhe. Bevor der Kampfjet ungebremst in den Boden krachte, konnte sich der Pilot buchstäblich in letzter Sekunde per Schleudersitz retten.
Auch ihn haben Daniel Vernerey und sein Sohn gesehen: «Er ist etwa 500 Meter von uns entfernt hinter einem Wäldchen mit einem Fallschirm gelandet. Die Feuerwehrmänner haben mir gesagt, er sei nicht ernsthaft verletzt.»
Tatsächlich hat der erfahrene Pilot, der bereits 3500 Flugstunden beim Militär gesammelt hat, Glück. Er muss zwar mit dem Helikopter ins Spital nach Besançon (F) geflogen werden, ist aber nur leicht verletzt. Schon am Nachmittag darf seine Familie ihn am Krankenbett besuchen.
Für Luftwaffenchef Aldo C. Schellenberg eine freudige Nachricht. «Mit unseren Gedanken sind wir beim Piloten und den Angehörigen», sagte er gestern auf einer Pressekonferenz in Bern. Ausserdem lobte Schellenberg die Nothilfe der Franzosen. Man hoffe nun, den Piloten bald in die Schweiz bringen zu können.
Wie es zum Unfall kommen konnte, muss nun untersucht werden. Die ordentlichen Trainings der Luftwaffe wurden nach dem Zwischenfall vorübergehend eingestellt. Lediglich der Bereitschaftsdienst bleibt aufrechterhalten.
In der 210-Seelen-Gemeinde Glamondans, rund 35 Kilometer von der Schweizer Grenze entfernt, herrschte nach dem Absturz Aufregung. Allerdings im positiven Sinne: «Die Bürger sind nicht beunruhigt, sondern eher amüsiert», sagte Bürgermeister Claude Dallavalle (60) gegenüber BLICK. «Endlich passiert bei uns einmal etwas.»
Militärische Tiefflüge wie jener der abgestürzten F/A-18-Maschine gestern seien bei ihnen gar nicht selten. «Häufig trainieren französische und Schweizer Jets auch zusammen», sagt Dallavalle.
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