Von den Berufs-Europameisterschaften EuroSkills in Göteborg (SWE) ist die Schweizer Mannschaft im letzten Dezember im Nationenranking mit dem ersten Platz zurückgekehrt. Und auch an den Berufs-Weltmeisterschaften WorldSkills Competitions vom nächsten Oktober tritt die helvetische Delegation als Mitfavoritin an. «Wir steigen ins Rennen, um zu gewinnen», gibt Rico Cioccarelli (60) den Tarif durch. Der Plattenlegermeister aus Thusis GR wird das Team als Technischer Delegierter in die Arabischen Emirate führen.
37 junge Berufsleute umfasst das Kader. Vertreten sind traditionelle Handwerksberufe wie Konditorin-Confiseurin, Spengler und Schreiner, Fachfrau Gesundheitswesen oder Dienstleistungstätigkeiten wie Restaurant-Service; aber auch modernere Berufsbilder wie jene des Webdesigners oder des Netzwerkadministrators sind mit von der Partie. Der Wettstreit findet vor beeindruckender Kulisse statt. «Die Verantwortlichen in Abu Dhabi gehen im Oktober von mehr als 200 000 Zuschauern aus. 1200 Berufsleute aus 76 Ländern werden um Titel, Medaillen und die Nationenwertung kämpfen», weiss Ueli Müller (55), Generalsekretär von SwissSkills. Die Stiftung SwissSkills koordiniert die Schweizer Teilnahme an den Berufs-Weltmeisterschaften.
Nach miesen Schulnoten entpuppt sich die Berufslehre für junge Männer und Frauen häufig als zweite Chance. Dies geht aus einer aktuellen Studie* hervor. Von den 204 befragten Medaillengewinnern der Berufs-Schweizermeisterschaften «SwissSkills 2014» gab jeder Dritte an, ein mittelmässiger oder gar schlechter Schüler gewesen zu sein. 40 Prozent der Vorzeigelehrlinge hatten einen mittleren, 20 Prozent einen bescheidenen Schulabschluss.
*Quelle: Prof. Dr. Margrit Stamm: «Die Top 200 des beruflichen Nachwuchses – Was hinter Medaillengewinnern an Berufsmeisterschaften steckt»
Nach miesen Schulnoten entpuppt sich die Berufslehre für junge Männer und Frauen häufig als zweite Chance. Dies geht aus einer aktuellen Studie* hervor. Von den 204 befragten Medaillengewinnern der Berufs-Schweizermeisterschaften «SwissSkills 2014» gab jeder Dritte an, ein mittelmässiger oder gar schlechter Schüler gewesen zu sein. 40 Prozent der Vorzeigelehrlinge hatten einen mittleren, 20 Prozent einen bescheidenen Schulabschluss.
*Quelle: Prof. Dr. Margrit Stamm: «Die Top 200 des beruflichen Nachwuchses – Was hinter Medaillengewinnern an Berufsmeisterschaften steckt»
Eine Topplatzierung ist denn auch das Ziel von Silvio Tönz (20) aus Vals GR. Der Polymechaniker hat im Sommer 2016 seine Lehre beim Bonaduzer Medizinaltechnologiekonzern Hamilton abgeschlossen. Als amtierender Schweizermeister seines Standes will er auch in Abu Dhabi reüssieren. «Ich setze alles daran, eine Medaille zu gewinnen. Wenns klappt, super; wenn nicht, dann habe ich zumindest mein Bestes gegeben.»
Knallharte Anforderungen
Eine Einstellung, für die der junge Polymechaniker von seinem Chef Andreas Wieland (62) denn auch grosses Lob erntet. «So muss es sein im Job: Wenn man etwas macht, dann macht man es auch richtig.» Die von Wieland geleitete Hamilton AG bringt immer wieder Titelaspiranten hervor, die sie auch an Berufs-Weltmeisterschaften entsendet. Das Geheimnis? «Wir bieten eine super Ausbildung, erwarten dafür aber eine Top-Leistung. Wer im Betrieb und an der Berufsschule nicht reüssiert, exerziert nach», verrät der CEO. «Ausreden werden nicht akzeptiert, da bin ich knallhart!»
- Sie stehen gemeinsam ein für eine starke Berufslehre:
- Stiftung SwissSkills
- Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) Schweizerischer Arbeitgeber- verband (SAV)
- Schweizerischer Gewerbe- verband (sgv)
- UBS
- Ringier
- Sie stehen gemeinsam ein für eine starke Berufslehre:
- Stiftung SwissSkills
- Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) Schweizerischer Arbeitgeber- verband (SAV)
- Schweizerischer Gewerbe- verband (sgv)
- UBS
- Ringier
Praxis im Betrieb, Theorie in der Schule: Darauf baut das Berufsbildungssystem der Schweiz auf. «Es ist nicht einfach, unser duales System zu kopieren», betont Valentin Vogt (56), Präsident des Schweizerischen Arbeitgeberverbands SAV. Und gerade deshalb sei es so wertvoll für den Wirtschaftsstandort Schweiz. Vogt: «Heute ist es in unserem Land möglich, mit einer Berufslehre einzusteigen und seine Karriere später als ETH-Professor abzuschliessen.» Ein System, um das die Schweiz von vielen Nationen beneidet würde.
Professorin, das wäre nichts für Fabienne Niederhauser (21) aus Lützelflüh (BE). Dafür liegt ihr das Handwerk viel zu sehr am Herzen. Die Emmentalerin ist Schweizermeisterin der Gipser-Trockenbauer. Seit Februar bereitet sie sich auf die WorldSkills Competitions vor. Nebst Tempo und Genauigkeit trainiert Fabienne Niederhauser auch den Umgang mit den Medien – und den Nerven. «Natürlich weiss ich seit der Lehrabschlussprüfung und den Schweizer Berufsmeisterschaften, wie man mit Druck umgeht. Aber so eine Weltmeisterschaft ist noch einmal etwas anderes. Dafür will ich gerüstet sein.»
Unter den Augen der Konkurrenz
Mit nach Abu Dhabi reist deshalb auch ein Mentalcoach. «Dass Fehler passieren, ist normal», erklärt Teamleaderin Silvia Blaser (52), die das Schweizer Team schon seit einigen Wochen unter ihren Fittichen hat. Wichtig sei, wie man damit umgehe. Und genau dies würde sie mit den jungen Berufsleuten auch trainieren. «Ich lehre die jungen Leute, mit positiven Bildern zu arbeiten, die es ihnen ermöglichen, in schwierigen Situationen den Fokus auf die Arbeit zu richten und nach vorne blicken zu können.»
Rund 230 verschiedene Berufe können in der Schweiz erlernt werden. Und das sind die beliebtesten:
1. Kauffrau/-mann
2. Detailhandelsfachfrau/-mann
3. Informatiker/-in
4. Fachmann/-frau Betreuung
5. Elektroinstallateur/-in
6. Koch/Köchin
7. Polymechaniker/-in
8. Fachfrau/-mann Gesundheit
9. Coiffeur/-in
10. Logistiker/-in
Rund 230 verschiedene Berufe können in der Schweiz erlernt werden. Und das sind die beliebtesten:
1. Kauffrau/-mann
2. Detailhandelsfachfrau/-mann
3. Informatiker/-in
4. Fachmann/-frau Betreuung
5. Elektroinstallateur/-in
6. Koch/Köchin
7. Polymechaniker/-in
8. Fachfrau/-mann Gesundheit
9. Coiffeur/-in
10. Logistiker/-in
Unter Dauerbeobachtung ans Werk zu gehen, das liegt nicht jeder und nicht jedem. Schliesslich findet der berufliche Alltag zu Hause in der Schweiz normalerweise unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. In Abu Dhabi wird genau das Gegenteil der Fall sein: Experten, Publikum, Medien, selbst die Konkurrenz will ganz genau wissen, wie die hoch gehandelten Schweizer Cracks die gestellten Aufgaben erledigen. «Das ist die Seite, die gehörig stressen kann. Andererseits werden auch unsere Leute mitbekommen, wie die Konkurrenten aus aller Welt ans Werk gehen und Probleme lösen», meint Silvia Blaser. «Da gilt es, sich nicht ablenken und verunsichern zu lassen, sondern an sich und die eigene Fähigkeit zu glauben.»
Dass an den Berufs-Weltmeisterschaften nicht immer alles wie am Schnürchen laufen wird, davon geht Emil von Wattenwyl heute schon aus. Der 19-Jährige steigt bei den Web-Designern ins Rennen und hat sich einen Podestplatz zum Ziel gesetzt. «Die Konzentration ist und bleibt der Knackpunkt. Während vier Tagen die volle Leistung abzurufen, das ist auch für einen Nerd wie mich eine echte Herausforderung!»
Im Training von Mentalcoach Silvia Blaser übt sich der Berner in Entspannungstechniken, die es ihm erlauben, auch in hektischen Momenten ruhig Blut zu bewahren.
Wie auch immer die Weltmeisterschaften ausgehen, für Webdesigner Emil von Wattenwyl ist schon jetzt eines klar: «Ich will mein eigenes Unternehmen gründen.» Gipser-Trockenbauerin Fabienne Niederhauser hingegen möchte noch einen weiteren Beruf erlernen. Und Polymechaniker Silvio Tönz will die Matura nachholen und ein Studium in Angriff nehmen. So unterschiedlich die zukünftigen Wege, die Teilnahme an den WorldSkills Competitions erachten alle drei als Top-Referenz. Und die damit verknüpften Erfahrungen als Wettbewerbsvorteil.
Delegationsleiter Rico Cioccarelli kann dem nur beipflichten: «Wer von den WorldSkills Competitions zurückkehrt, ist seinen gleichaltrigen Berufskollegen um mindestens zehn Jahre voraus und eine gefragte Fachkraft auf dem Arbeitsmarkt.» Und das nicht nur im In-, sondern auch im Ausland.
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