Schweizer Auswanderer-Ehepaar sitzt auf den Philippinen fest
«Das Coronavirus hat unsere Lebensgrundlage zerstört»

Das Ehepaar Diana (59) und Kuno Emch (57) sitzt auf den Philippinen fest. Letztes Jahr sind sie ausgewandert. Sie wollten vom Tourismus leben, doch das Coronavirus nahm ihnen Geld und Hoffnung.
Publiziert: 17.06.2020 um 19:30 Uhr
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Das Ehepaar Diana und Kuno Emch wanderte letztes Jahr auf die Philippinen aus.
Foto: Kuno Emch
Rachel Hämmerli

Diana (59) und Kuno Emch (57) träumten vom Lebensabend auf den Philippinen – und machen ihn im Juni vor einem Jahr wahr. Das Ehepaar bricht die Zelte in der Schweiz ab, kündigt die Wohnung in Zuchwil SO und wandert aus. Am Strand von Moalboal an der Westküste der philippinischen Insel Cebu eröffnen sie ein Bed and Breakfast.

Für die Aufenthaltsbewilligung müssen sie 10'000 Franken hinterlegen. Moalboal ist zu diesem Zeitpunkt ein aufstrebender Tourismusort und Geheimtipp für Taucher. Das Ehepaar Emch beteiligte sich an einer Tauchschule. Sie wollten vom Tourismus leben, noch einen Batzen verdienen. «Wir sind nicht so reich, dass wir uns auf die faule Haut legen können», sagt Kuno Emch.

Eine Weile lebt das Ehepaar den philippinischen Traum. Die meisten Touristen kommen aus China und Japan. Ihr Bed and Breakfast läuft, das Ehepaar verdient Geld. Bis im Nachbarland China im Dezember das Coronavirus ausbricht. Die Touristen verschwinden. «Das Coronavirus hat uns die Lebensgrundlage zerstört», sagt Kuno Emch. «Nach dem Lockdown flohen die Touristen wie vor einem Tsunami von der Insel.»

Gefangen auf der Trauminsel

Das Ehepaar fürchtet um ihre Existenz – und auch um ihre Gesundheit. Kuno Emch ist Diabetiker. Sie entscheiden, das Leben auf den Philippinen aufzugeben. In der Hauptstadt Manila wollen sie bei der zuständigen Behörde die 10'000 Franken Depot für die Aufenthaltsbewilligung zurückfordern. Für die Bearbeitung des Antrags werden ihre Pässe eingezogen. Mindestens einen Monat würden sie sich gedulden müssen, sagt das Amt. Es ist März – und der Lockdown steht bevor.

«Ich dachte, ich drehe durch, als plötzlich alles zu war», sagt Kuno Emch. Das Haus darf man nur für Einkäufe verlassen. Immer nur eine Person und immer mit Mundschutz. «Der Ort war tot.» Moalboal lebt vom Tourismus. Kommen keine Gäste, kommen keine Einnahmen. «Wir haben viel Geld verloren», sagt Kuno Emch. Die Investitionen für die Tauchschule und das Bed and Breakfast erhalten sie nicht zurück. Nur auf die 10'000 Franken Depot können sie noch hoffen: «Die bekommen wir sicher zurück», sagt Kuno Emch. Doch vorher durchläuft das Ehepaar einen behördlichen Spiessrutenlauf.

Alles geht noch langsamer als sonst

Was anfangs nur einen Monat dauern sollte, zieht sich bis heute hin. «Das Coronavirus hat unseren Antrag verzögert», sagt Emch. Das Ehepaar sitzt noch immer auf den Philippinen fest. Die Pässe seien noch immer eingezogen, um den Antrag der Rückerstattung zu bearbeiten – das Paar müsse sich gedulden.

Diana und Kuno Emch suchen Hilfe bei der Schweizer Botschaft in Manila. «Die Botschaft kann keine Ersatzpässe ausstellen, weil die Originalpässe nicht vorliegen», sagt Emch. «Wir sind mit den Nerven am Anschlag». Emchs wollen die 10'000 Franken und dann schleunigst in die Schweiz zurück. Eigentlich hat das Ehepaar am 19. Juni einen Rückflug gebucht. «Wir hoffen, dass wir das Geld bis dann haben», sagt Kuno Emch.

Zu Hause erwartet das Ehepaar die alte Wohnung im sicheren Zuchwil. Die Vermieterin hatte die Wohnung noch nicht weitervermietet und Emchs waren seit der Auswanderung in Kontakt mit ihr. Die Zeit bis zum Ruhestand planen die beiden im alten Beruf. Diana Emch als Pflegefachfrau und Kuno Emch womöglich als Mechaniker in der Sicherheitsfirma, bei der er vorher gearbeitet hat. «Wir werden sicher schnell Arbeit finden», sagt Kuno Emch. Die Zeit auf den Philippinen wollen die beiden schnell vergessen.

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