In der Umfrage, in der ausländische Fachkräfte bereits zum dritten Mal Zielländer klassifizieren, rutscht die Schweiz immer weiter ab: 2014 lag sie noch auf Platz 4 (von insgesamt 61 Ländern), im Jahr darauf bereits auf Platz 14 und aktuell auf Platz 31 von insgesamt 67 Ländern.
Mit dem Verlust von 17 Rängen gehört die Schweiz in der Umfrage 2016 zu den grössten Verlierern. Nur Länder wie die Vereinigten Arabischen Emirate (-21 Ränge), Indonesien (-20) und Hongkong (-18) haben in der Gunst ausländischer Fachkräfte noch mehr verloren.
Im Vergleich dazu haben Vietnam (+24) und Uganda (+20) am meisten Plätze gutgemacht. Zudem bewerten ausländische Fachkräfte Vietnam mit Platz 11 und Uganda mit Platz 25 insgesamt als bedeutend attraktiver als die Schweiz.
Dabei erstaunt es wenig, dass ausländische Fachkräfte an der Schweiz die Lebensqualität schätzen, die gute Transportinfrastruktur, die Sicherheit im Land und das Gesundheitssystem. Schwierigkeiten haben sie hingegen mit sozialen Faktoren - und zwar in gravierendem Ausmass.
Im entsprechenden Index, der bemisst, wie sich ausländische Fachkräfte in der Schweiz einleben («Ease of Settling In Index»), belegt die Schweiz den 64. Platz von insgesamt 67.
In den vier dazugehörigen Unterkategorien rangiert die Schweiz in dreien auf den zehn schlechtesten Plätzen: Ausländische Fachkräfte fühlen sich nicht willkommen, weshalb die Schweiz Platz 58 belegt. Ausländische Fachkräfte empfinden Schweizerinnen und Schweizer als unfreundlich (Platz 64). Und ausländische Fachkräfte finden kaum Freunde unter Schweizern (Platz 63). Die Deutlichkeit dieser schlechten Bewertungen ist bemerkenswert.
Dabei ist auffällig, dass die Schweiz zwar als kulturell sehr vielfältig wahrgenommen wird, nur schon mit ihren vier Sprachregionen. Doch anders als erwartet, führt diese Vielfalt nicht dazu, dass die Schweizerinnen und Schweizer ausländische Arbeitskräfte willkommen heissen würden. «Die Akzeptanz kultureller Vielfalt im eigenen Land erstreckt sich nicht auf Neuzuzüger», heisst es dazu in der Umfrage.
Im Gegenzug sind gerade die sozialen Faktoren ausschlaggebend dafür, das Länder wie Rumänien oder Uganda vor der Schweiz rangieren. Im «Ease of Settling In Index» belegen Uganda (Platz 3) und Rumänien (Platz 7) Spitzenplätze.
Solche herausragenden Resultate in einem oder zwei Indices können einzelne Länder in der Gesamtwertung nach oben katapultieren oder eben nach unten ziehen, wenn die Resultate ausserordentlich schlecht sind. «Genau das erklärt das schlechte Abschneiden der Schweiz im Vergleich zu anderen Ländern», sagte Malte Zeeck, CEO von Internations gegenüber der Nachrichtenagentur sda.
Das Münchner Unternehmen betreibt ein weltweites Netzwerk für Expats - nach eigenen Angaben mit 2,2 Millionen Mitgliedern in 390 Städten. Die Studie «Expat Insider» basiert auf einer Umfrage unter diesen Mitgliedern. Internations legt sie 2016 zum dritten Mal vor.
Den ersten Platz belegt 2016 übrigens zum ersten Mal Taiwan, gefolgt von Malta. Beide Länder haben Ecuador, den Sieger der beiden Vorjahre, auf Platz drei verwiesen. Taiwan steht mit seiner Lebensqualität und mit der Einschätzung der persönlichen finanziellen Situation an erster Stelle; zudem beeindruckt der Inselstaat die ausländischen Fachkräfte mit der Qualität und der Erschwinglichkeit seines Gesundheitssystems.
Im Vergleich dazu zeigt sich eine zweite Schwachstelle der Schweiz: die Lebenshaltungskosten sind sehr hoch. Zwar steht die Schweiz beim Index «persönliche Finanzen» auf dem mittleren 29. Platz, doch in der Unterkategorie «Lebenshaltungskosten» («Cost of Living») steht die Schweiz an 65. Stelle von 67.
Ein in der Schweiz weltweit überdurchschnittlicher Anteil ausländischer Fachkräfte verdient zwischen 100'000 und 200'000 Dollar. Doch ein grosser Teil dieses Einkommens geht wieder verloren für die Betreuung und die Ausbildung der Kinder oder für Ausgaben im Gesundheitswesen. Diese hohen Kosten sind für eine Mehrheit der Expats ein Nachteil, wenn sie sich überlegen, überhaupt in die Schweiz zu ziehen. In diesem Bereich laufen Länder wie Vietnam oder Rumänien, beide zählen zu den Top-Aufsteigern 2016, der Schweiz den Rang ab.
Auf den letzten drei Plätzen figurieren stabil seit drei Jahren Kuwait und Griechenland, sowie seit 2015 Nigeria. Kuwait und Griechenland werden vor allem wegen der persönlichen Finanzsituation und der Arbeitsverhältnisse schlecht bewertet. Nigeria steht auf dem drittletzten Platz wegen der schlechten Lebensqualität und weil die Lebenshaltungskosten hoch sind. (SDA)