Der Herbst zeigt sich von seiner schönsten Seite: Es ist warm, und wir sind seit längerer Zeit von Regen verschont geblieben. Was wir mögen, vertragen Garten- und Balkonpflanzen gar nicht gut: Sie leiden unter der Trockenheit, wie Blick.ch berichtete.
Nicht nur die Flora, auch die Fauna wird vom milden Klima beeinflusst. Die Trockenheit sei dabei das geringste Problem, sagt Dr. Alex Rübel, Direktor des Zoos Zürich: «Im Gegensatz zu Pflanzen können sich Tiere dahin bewegen, wo es Wasser gibt.»
Natürlicher Rhythmus ausser Gefecht gesetzt
Was vielen einheimischen Tieren zu schaffen macht, ist die ungewöhnliche Wärme im November. Das bringt ihren natürlichen Rhythmus durcheinander.
Vögel beispielsweise singen öfter als zu dieser Jahreszeit üblich. «Sie sind abhängig vom Licht. Je mehr Licht es draussen hat, desto mehr pfeifen sie», erklärt Rübel.
Weniger Nahrung, länger draussen
Am gefährlichsten ist der Sommer im November für die Igel. Ihr Rhythmus kommt jetzt total ins Straucheln. «Weil es weniger geregnet hat als üblich, gibt es auch weniger Schnecken – und dadurch weniger Nahrung für den Igel", weiss der Zoodirektor. «Dazu kommt, dass die Igel sich nicht rechtzeitig verkriechen und wegen der anhaltenden Wärme länger draussen und aktiv bleiben. Die fehlende Ruhe und Energie wird sie schwächen und anfälliger bei einem harten Winter machen.» Im schlimmsten Fall, so Rübel, erleben diese Tiere den nächsten Frühling nicht mehr.»
Dazu kommt das Phänomen der Spätwürfe, welches nur bei einem langen Sommer vorkommen kann. Gemeint sind Jungtiere, die jetzt noch zu klein sind – und nicht fit für einen schweren Winter. Ihnen macht das veränderte Klima am meisten zu schaffen. «Sie werden von allen Tieren die grösste Mühe haben, zu überleben», sagt Rübel.
Die Gefahr des plötzlichen Wintereinbruchs
Richtig gefährlich für die Stacheltiere ist ein plötzlicher Temperatursturz: «Sie können vom Winter überrascht werden und haben nicht mehr genug Zeit, sich tief genug oder überhaupt einzugraben.»
Können wir den Igeln helfen? Ja, erklärt Zoodirektor Rübel: «Jeder kann zuhause im Garten einen Laubhaufen aufstellen, der als Unterschlupf für den Igel dient.» Perfekt ist ein rund ein Quadratmeter grosses Gebilde aus Ästen und Laub. «So können die Igel den Winter in der Wärme verbringen und fit ins Frühjahr starten.»
Am besten haben es die Zugvögel und Rehe. Die Zugvögel haben sich längst von unseren Gefilden verabschiedet, ihnen ist die ungewöhnliche Wärme hierzulande egal. Und die Rehe geniessen die warmen Novembertage genauso wie wir Menschen. Problematisch für sie wäre ein langer, harter Winter. (sep)