Sieben Kilometer östlich von Solothurn liegt Deitingen – für die meisten höchstens wegen des Rastplatzes Deitingen Süd ein Begriff. 1968 eröffnet an der Autobahn A1 die erste «Mövenpick»-Silberkugel. Darüber wölben sich zwei riesige Schalenflügel aus Beton, konstruiert vom Schweizer Bauingenieur Heinz Isler. 1999 wird der Bau zu Kulturgut erklärt.
Abseits des Strassenrauschens ist es ruhig. 2230 Menschen wohnen in Deitingen. Der FC sucht gerade eine Masseurin für die 2. Liga. «Zeitgemässe Entlohnung» wird geboten. Jeden Montag um 20.15 Uhr trifft sich das Jodlerchörli im Musikzimmer des Gemeindehauses. Und gleich beim Waldhaus ist der Start des Vita Parcours im Bürgerwald – 15 Posten auf 2.5 Kilometern. Zweimal pro Stunde fahren Regionalzüge Richtung Solothurn und Olten.
Doch die 2230 Menschen können auch richtig laut werden. Dann, wenn auf ihrem Schachen ein Asylzentrum gebaut werden soll. 280 Flüchtlinge werden dort Platz haben, der Bau ist beschlossene Sache. Die stösst den Deitingern sauer auf. «Lebe ich hier eigentlich in Afrika?», «Ich sehe nur noch schwarz, schwarz, schwarz. Und das ist nicht mehr lustig» und «denen wird alles in den A... gestossen», sagen sie (Blick.ch berichtete).
«Gelände nur gegen Süden offen»
«Zukunftsorientiert» und «weltoffen» sei Deitingen, heisst es auf der Website der Gemeinde. Das Dorf habe seine Besonderheiten, die es so «lebens- und liebeswert» machten. Eine davon: Zu Weihnachten wird jedem Haushalt ein Christbaum geschenkt. «Der Mut und der Wille über seine eigenen Grenzen zu schauen, bewegt vieles und setzt Impulse in der Region.»
Liest man, wie die Gemeinde ihre geografische Lage beschreibt, tönt das nicht nach offenen Türen. «Im Norden an die Aare, im Osten an den Kanton Bern grenzend, im Westen abgeschirmt durch Wald, ist das Gelände eigentlich nur gegen Süden offen. In einer leichten Senke, abgeschirmt durch Hecken liegt der Siedlungsraum.»
Knapp über 90 Prozent der Einwohner sind Schweizer. 220 Ausländer (9,85%) leben in der Gemeinde. Das ist nicht einmal die Hälfte des Ausländeranteils in der Schweiz. Dieser betrug 2013 23,8 Prozent.
Gefängnis, Zwangsarbeitsanstalt, Asylzentrum
Vergangenes Jahr eröffnete der Kanton im Schachen die neu gebaute, geschlossene Justizvollzugsanstalt. Schon 1886 nahm dort eine Zwangsarbeitsanstalt ihren Betrieb auf. «Eine Anforderung an den Standort war, dass die Insassen nicht übermässig mit der übrigen Bevölkerung in Kontakt kamen», schreibt die «Solothurner Zeitung».
Genau in diesem Schachen soll spätestens 2019 das Asylzentrum eröffnen. (lex)