Max R.* (66) galt als geschätzter Schwingsport-Funktionär. Der Finanzchef des Schwägalp-Schwingets war Obmann der Schwingerveteranen-Vereinigung und Revisor der Schwingerhilfskasse. In diesem April tritt R. tritt aus dem Schwägalp-OK zurück – aus «persönlichen und gesundheitlichen Gründen», wie es damals hiess.
Das Geld floss in 16 Transaktionen
Mittlerweile ist klar: Hinter dem Abgang steckt einer der happigsten Betrugsskandale, den die Schwingerszene je gesehen hat. Im Januar muss sich R. wegen Veruntreuung, Urkundenfälschung und Verleumdung vor dem Kreisgericht Wil SG verantworten.
Zwischen Februar und November des letzten Jahres zapft Max R. rund 292'000 Franken vom Vereinskonto des Schwägalp-Schwingets ab. Gebündelt in 16 Transaktionen überweist er das Geld auf eigene Konten.
Max R. kaufte Hochrisikoanlagen
Der Treuhänder verwendet den Schwinger-Batzen, um Löhne und Mieten zu begleichen. Den Löwenanteil von rund 220'000 Franken steckt er in Hochrisikoanlagen in den USA. Monatelang geht alles glatt. Er ist der Einzige, der Zugriff auf die Vereinskasse hat.
Als BLICK ihn an seinem Wohnort ansprechen möchte, öffnet Gattin A.R.* die Tür: «Mein Mann will keine Stellung nehmen. Momentan haben wir andere Sorgen. Deshalb brauchen wir Ruhe, sonst drehen wir noch durch.»
Er zog seine Mitarbeiterin hinein
Ein Motiv nennt sie nicht. Klar ist nur, dass Max R. die Vorwürfe zugegeben hat. Sonst könnte sein Prozess nicht im abgekürzten Verfahren stattfinden.
Dreist: Um seine Bereicherungen zu vertuschen, fälscht der ehemalige Kantonspolitiker etliche Kontoauszüge. Als es ganz brenzlig wird, versucht er gar, den Verdacht auf Mitarbeiterin Sina V.** zu lenken!
«Ich fiel aus allen Wolken!»
«Ich bin aus allen Wolken gefallen, als ich davon erfahren habe. Es ist eine äusserst schmerzhafte Erfahrung, wenn einem der Chef so in die Pfanne haut», sagt V. zu BLICK. Ihr Name stand auf mehreren gefälschten Auszügen. Nun ist sie Privatklägerin. «Mir ist Unrecht widerfahren, aber ich habe keinen finanziellen Schaden davongetragen.» Es gehe ums Prinzip.
Für eine andere Überweisung fälscht R. die Unterschrift eines Gartenbauunternehmers. Erfindet Erdarbeiten, die niemals stattgefunden haben. Die Mitinhaberin erfährt erst von BLICK davon. «Das ist ja unerhört!» Max R. sei ihr Treuhänder gewesen: «Er war sehr professionell und hat immer zu unserer Zufriedenheit gearbeitet.»
Der Ruf des Schwingfests leidet
Weniger zufrieden dürfte man beim OK des Schwägalp-Schwingets sein. Der Image-Schaden ist enorm. Auch weil im Raum steht, dass beim grössten jährlich stattfindenden Schwingfest die Kontrollmechanismen versagt hätten.
«Die Abrechnungen waren professionell gefälscht. Ich habe die Belege mit eigenen Augen gesehen und nichts bemerkt», sagt OK-Präsident Niklaus Hörler. Inzwischen habe man ein Vier-Augen-Prinzip eingeführt. «Der neue Finanzchef hat keine alleinige Vollmacht mehr über unser Konto!»
Hörler und sein OK kommen mit einem blauen Auge davon: Max R. hat das Geld innert vier Wochen zurückbezahlt und Selbstanzeige erstattet. Ihm drohen 18 Monate auf Bewährung und 2000 Franken Busse.
*Namen der Redaktion bekannt
**Name geändert