Schuften im Hochsommer
Zwischen diesen Arbeitsplätzen liegen 75 Grad

Sie ächzen bei der Arbeit wegen der Hitze? Dann würden Sie sicher gern mit Kühllagermitarbeiterin Stephanie Wanner tauschen. Und Strassenbauer Markus Koller beweist, dass Sie sich auch ohne Tausch glücklich schätzen können.
Publiziert: 23.06.2017 um 10:47 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 09:55 Uhr
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Stephanie Wanner (30) hat den wohl kältesten Job der Schweiz. Sie arbeitet bei Frigosuisse im Kühllager.
Foto: Stefan Bohrer
Stefan Bohrer (Text und Fotos)

Stephanie Wanner (30), Lageristin bei Frigosuisse in Möhlin AG

Hitzefrei wirds bei Stephanie Wanner nie geben. Denn die 30-Jährige arbeitet seit zwei Jahren als Lageristin bei Frigosuisse in Möhlin. Auch wenn es wie jetzt draussen über 30 Grad heiss ist, herrscht bei ihr im Kühlhaus konstant eine Temperatur von minus 26 Grad. «Wir müssen uns das ganze Jahr hindurch warm anziehen und dürfen pro Stunde nur 50 Minuten arbeiten. Zehn Minuten Pause sind gesetzlich vorgeschrieben. Für einen Kaffee draussen muss man sich aber rasch umziehen, sonst hat man viel zu heiss», sagt sie zu BLICK.

Obwohl sie sich abends auf dem Nachhauseweg zuerst akklimatisieren muss, würde Wanner ihren Job – den wohl kältesten der Schweiz – nicht tauschen wollen. Aber diese Tage viele andere mit ihr. «Im Moment sind meine Kollegen ein wenig neidisch, wenn ich ihnen sage, dass ich eben aus den Kühlhaus gekommen bin, und sie selbst schon total verschwitzt sind.» Bei Frigosuisse werden neben Fleisch, Backwaren und Pharmaartikeln sogar Gletscherproben von Forschern aus der ganzen Welt gelagert.

Markus Koller (24), Strassenbauer bei Albin Borer in Basel

Ein bisschen Wärme in der Mittagspause ist okay, doch nach einer Stunde eilen alle Anzugträger zurück ins klimatisierte Büro. Kaum jemand beneidet Menschen, die den ganzen Tag in der prallen Sonne klotzen müssen.

Der Basler Strassenbauer Markus Koller kennt nichts anderes. Und ist trotzdem glücklich damit. «Ich bin nicht neidisch auf den Job von Kühlhauslageristin Stephanie Wanner. Ich mag es, wenn es heiss ist.» Der 24-Jährige ist bei der Baufirma Albin Borer angestellt und darf nur bei Minustemperaturen zu Hause bleiben. Ob das Thermometer hingegen 20 oder 40 Grad anzeigt, ist für seinen Job irrelevant. Da der flüssige Teer ohnehin 180 Grad heiss werde, komme es auf ein paar Grad auch nicht mehr an.

Und entsprechend sind Kollers Freunde auf den wohl heissesten Job der Schweiz nicht wirklich neidisch. Koller ists egal: «Ich denke, ein Kohlenarbeiter oder jemand in einer Metallfabrik hat auch sehr heiss, da bin ich ganz zufrieden mit meinem Job – ich bin immer draussen, wo ich mich wohl fühle.»

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