Schreckmoment für Lungenkranke aus Kirchberg BE
So erlebte Anita Hirschi (61) ihre Corona-Erkrankung

Anita Hirschi (61) ist schwer lungenkrank. Sie hatte immer Todesangst vor dem Coronavirus – bis sie es bekam. Erst dann verging ihre Angst.
Publiziert: 11.11.2020 um 19:13 Uhr
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Für Anita Hirschi (61) war ein positiver Corona-Test immer ein Horrorszenario.
Foto: Zvg
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Für Anita Hirschi (61) war ein positiver Corona-Test immer ein Horrorszenario.
Foto: Zvg
Rachel Hämmerli

Anita Hirschi (61) aus Kirchberg BE dachte lange, das Coronavirus sei ein Todesurteil. Sie leidet an der chronischen Lungenkrankheit COPD, ihre Lunge funktioniert deswegen nur noch zu 35 Prozent.

Hirschi dachte immer: «Jesses Gott, wenn ich es bekomme, lande ich auf der Intensivstation.» Eine chronische Atemnot begleitet sie: «Es ist, als hätte ich ständig ein zu enges Korsett an», sagt sie zu BLICK. Mitte Oktober dann die Schockdiagnose: Sie hat sich mit dem Coronavirus angesteckt.

Die 61-Jährige versucht sich zu beruhigen. «Nicht hyperventilieren, einfach cool bleiben», sagt sie sich immer wieder. Schon bei einer Lungenentzündung droht das Organ zu versagen, und Hirschi müsste ans Beatmungsgerät.

Ganz auf sich gestellt

Sie bekommt starke Hustenanfälle, Kopfschmerzen und hohes Fieber. «Ich nahm aber keine speziellen Medikamente», sagt Hirschi. Sie durchlebt Corona allein zu Hause. Auf dem Balkon schnappt sie oft nach frischer Luft, um nicht die Nerven zu verlieren. «Vier Tage ging es mir richtig schlecht», sagt Anita Hirschi.

Dennoch bleibt sie gefasst: «Solange ich noch nicht auf der Intensivstation lag, wollte ich positiv denken.» Am fünften Tag gingen die Beschwerden plötzlich zurück, ein paar Tage später war sie komplett symptomfrei. «Ich war total erleichtert», sagt Hirschi. «Es ist, als hätte ich ein zweites Leben geschenkt bekommen.» Nach zehn Tagen war Anita Hirschi auch von der Quarantäne befreit.

Sie hatte grosses Glück

«Frau Hirschi ist glimpflich davongekommen», sagt Jörg Salomon. Er ist Anita Hirschis Lungenspezialist und Leitender Arzt der Lungenabteilung im Spital Emmental. Seine Patientin hatte Glück: Ihr Immunsystem habe das Coronavirus schon in Nase und Rachen aufgehalten, «so gelangte das Virus nicht in die Lunge», sagt Salomon. Daher der milde Verlauf.

Das sei nichts Ungewöhnliches: «Bei den meisten Menschen hält das Immunsystem das Virus in Schach, ohne das die Lunge Schaden nimmt», so Salomon. Das sei auch bei den meisten Menschen mit Vorerkrankung so. «Trotzdem sollten sich Risikopatienten vor einer Ansteckung schützen», sagt der Facharzt. Man wisse schlicht nicht, wie der einzelne Mensch und sein Immunsystem reagiert. «Das ist sehr individuell.»

«Ich hatte grosses Glück», sagt Anita Hirschi. Todesangst hat sie keine mehr, trotzdem bleibt sie vorsichtig. «Ich habe immer noch Respekt vor dem Virus», sagt Hirschi. Auf ein zweites Mal könne sie gern verzichten.


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