Für immer mehr Schweizer ist das Auto weniger wichtig. Heute gilt es noch rund für zwei Drittel der Befragten als unverzichtbar. 2012 waren es noch drei Viertel gewesen. Das geht aus dem Mobilitätsmonitor 2015 hervor, den das Forschungsinstitut gfs.bern zum fünfte Mal im Auftrag von auto-schweiz, der Vereinigung der Schweizer Automobil-Importeure, erhoben hat.
Im Vergleich zur letzten Erhebung 2012 zeigte sich laut den Autoren, «dass die eminente Stellung des Autos abnimmt». Befragt eine wurden für die Studie 1010 Stimmberechtigte.
56 Prozent würden Auto teilen
«Ein Auto stellt heute aus Bevölkerungssicht keine Notwendigkeit mehr dar, sondern wird aufgrund seines Nutzens bewertet», heisst es in der Studie, die am Mittwoch in Bern vorgestellt wurde. Die Nutzung geht immer stärker weg vom privaten hin zum beruflichen Gebrauch. Vor zehn Jahren fuhren 70 Prozent der Stimmberechtigten mit Zugriff auf ein Auto dieses vornehmlich in der Freizeit. Heute ist es eine Minderheit von 44 Prozent.
Erneut zugenommen hat die Bereitschaft zu Autoteilet: 2009 konnte sich das nur gut ein Drittel der Stimmberechtigten Carsharing vorstellen. Nun ist es mit 56 Prozent und einer Zunahme um 6 Prozentpunkte zum zweiten Mal in Folge mehrheitsfähig.
Um 10 Prozentpunkte auf 68 Prozent gestiegen ist die Zahl jener, die sich ein energieeffizienteres Antriebssystem sehr oder eher gut vorstellen können. Nur noch 17 Prozent orten keinen entsprechenden Bedarf.
Hatte sich bei der letzten Umfrage 2009 noch ein Ende der ersten Öko-Euphorie angekündigt, schlage das Pendel aktuell wieder stärker in Richtung nicht-konventionelle Antriebssysteme. 81 Prozent der Befragten sind zudem mit der steuerlichen Begünstigung energieeffizienter Autos voll oder eher einverstanden.
Mehrheit für Maut
Über die Hälfte der Befragten können sich mittlerweile vorstellen, bei den Ausgaben für den Strassenverkehr zu sparen. Als überraschend werten die Verfasser der Studie die deutlich angewachsene Akzeptanz von Road Pricing. Sie liegt bei 57 Prozent und stieg damit um 29 Prozentpunkte.
Einen generellen Unmut machten die Meinungsforscher bei der Verkehrsfinanzierung aus. So geben 71 Prozent an, dass Autofahrer ungebührlich hohe Abgaben zahlen, 56 Prozent sind gegen eine Querfinanzierung.
Studienauftraggeber auto-schweiz interpretiert das in einer Mitteilung als «klare Bestätigung» für die Volksinitiative «Für eine faire Verkehrsfinanzierung». Die sogenannte «Milchkuh-Initiative» will erreichen, dass die Einnahmen aus der Mineralölsteuer vollständig dem Strassenverkehr zugute kommen.
Niemandem etwas wegnehmen
Der in der Umfrage ausgemachte Unmut sei allerdings «uneinheitlich und schwer zu fassen», schreiben die Forscher. Denn gleichzeitig sei man mit der Verteilung der Gelder zwischen Schiene und Strasse einverstanden. Vor allem möchte man keinem Verkehrsträger Geld wegnehmen, das er heute bereits erhält.
Als Problem erachten 72 Prozent die Staus. Davon bewerten dieses Problem allerdings nur 24 Prozent als sehr gross. Die Wahrnehmung scheine eher kulturell geprägt zu sein: Sehr oder eher gross ist das Problem für 93 Prozent in der italienischen Schweiz, für 81 Prozent in der Westschweiz und bloss für 68 Prozent in der Deutschschweiz. Stau wird an erster und zweiter Stelle als ein Nerven- respektive Zeitproblem gesehen. (SDA)