Jahre nach einer Geiselnahme im Sudan treffen sich Täter und Opfer wieder. Per Zufall! Vor dem Zürcher Migrationsamt. Die Begegnung endete am Dienstag vor Bezirksgericht Bülach ZH. Auf der Anklagebank sass Hamed F.* (25), ein abgewiesener Asylbewerber aus Eritrea. Er soll mit seinen Komplizen 2015 eine Gruppe eritreischer Flüchtlinge, die auf dem Weg nach Europa waren, als Geiseln genommen haben. F. stritt vor Gericht jegliche Tatbeteiligung ab. Der Staatsanwalt will ihn trotzdem 14 Jahre hinter Gittern sehen.
Eines der mutmasslichen Opfer landete dann in der Schweiz, das andere in Deutschland. Vor Gericht erschienen sie nicht persönlich. Trotzdem stützt sich die Anklage hauptsächlich auf die Aussagen der beiden. Sie seien mit vier anderen Frauen nach dem Überfall auf die Flüchtlingsgruppe verschleppt und zwei Monate gefangen gehalten worden.
Glühendes Metall, Kabel, Schlangen
«Die Opfer wurden im Freien gehalten, auf der heissen Erde, zumeist gefesselt», ist der Staatsanwalt überzeugt. Die Frauen wurden vergewaltigt, gefesselt und gequält. Dazu wurde kochendes Wasser verwendet, aber auch glühendes Metall, Kabel und sogar Schlangen.
Der Angeklagte soll sich an den Erpressungen und den Vergewaltigungen beteiligt haben. Er habe die Angehörigen der Gefangenen am Telefon auch direkt angewiesen, Lösegeld zu zahlen.
Mit Schutzmaske vor Gericht
Hamed F. erschien mit Schutzmaske und Trainerhose vor dem Richter. Und stritt alle Vorwürfe ab. «Ich schwöre, dass ich nie irgendjemanden entführt habe», erklärte er mithilfe seines Dolmetschers. Seine mutmasslichen Opfer habe er vor dem Zusammentreffen in Zürich noch nie gesehen. Das Urteil wird zu einem späteren Zeitpunkt eröffnet.
* Name bekannt