Der Schock in den Schulen in Reinach AG sitzt tief: Vor einer Woche wurden die Geschwister Jasmy (11) und Rushana (14) auf dem Weg nach Hause von der Schule abgefangen und in einen Flieger nach Sri Lanka gesetzt.
Da der Asylantrag ihrer Mutter abgelehnt wurde, durften auch die beiden Mädchen nicht mehr in der Schweiz bleiben, wie «Argovia Today» berichtet. Dass sich die Schulen von Jasmy und Rushana sich dafür einsetzten, dass die Mädchen in Reinach bleiben dürfen, half nichts. Da die Mutter mit den beiden Kindern trotz Ausschaffungsentscheid das Land nicht verliess, wurden sie auf dem Schulweg von den Polizisten angehalten.
Fast drei Jahre hatten die beiden in der Schweiz verbracht. Jasmy ging auf die Primar-, Rushana ging auf die Sekundarschule in Reinach. «In so einem speziellen Fall, wo Kinder involviert sind, werden die Kinder von gut ausgebildeten Polizistinnen begleitet», sagt der Polizeisprecher der Kantonspolizei Aargau, Adrian Bieri, zu Tele M1. «Sie werden immer informiert, was der Grund für die Ausschaffung ist, und man bereitet sie auf die Rückführung in ihr Heimatland vor.»
Laut Jasmys Klassenlehrerin mussten die Mädchen ihre Sachen in der Asylunterkunft zusammenpacken, die Mutter sass zu der Zeit bereits im Polizeiauto. Danach wurden die drei zum Flugzeug gefahren.
Rushana und Jasmy geben Zukunftspläne auf
Jetzt sind Jasmy, Rushana und ihre Mutter in Negombo untergekommen, eine Stadt nördlich von Sri Lankas Hauptstadt Colombo. Eine eigene Wohnung haben sie noch nicht. «Wir haben nicht viele Menschen kennengelernt», sagt Jasmy zur «Aargauer Zeitung». Ihre Schwester meint: «Wir vermissen die Schweiz, am meisten vermissen wir die Schule und unsere Kolleginnen.»
Ihre Zukunftspläne haben sich auf einen Schlag geändert – zwangsweise. Jasmy wollte Lehrerin, Rushana Ärztin werden. «Das hat sich jetzt geändert, weil ich Schwierigkeiten mit der Sprache hier habe», erklärt Rushana. In ihrem neuen Wohnort in Sri Lanka sprechen die Menschen Singhalesisch.
Hanspeter Draeyer, Gesamtschulleiter der Schule Reinach-Leimbach, ist aber überzeugt, dass die Sprache kein langfristiges Problem darstellen werde. «Sie haben innerhalb von zweieinhalb Jahren praktisch perfekt Deutsch gelernt», sagt er stolz. Dass die Mädchen ausgeschafft werden, haben die Lehrer erst erfahren, als Jasmy im Februar in Tränen ausbrach. Briefe an die Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde Kesb hätten nichts genützt.
Schulen unterstützen die Mädchen weiterhin
Die Schulen sammeln auch weiterhin Spenden für Jasmy und Rushana. Die Mitschüler und die Mutter einer Mitschülerin verkaufen im Laden «Senza» sogar Kuchen. Ziel ist es, den Schülerinnen eine gute Zukunft in Sri Lanka zu ermöglichen. «Neben einmaligen Zahlungen haben sich viele Lehrpersonen dazu bereit erklärt, monatlich auf das Konto einzuzahlen. So wird das Ganze nachhaltig», so Draeyer. Die Mädchen seien dafür unfassbar dankbar.
Der Gesamtschulleiter hoffe, dass Jasmy und Rushana in Sri Lanka Fuss fassen können «und den Ehrgeiz und die Selbstdisziplin beibehalten können, die sie hier immer gezeigt haben.»