Hobbygärtner in Deutschland klagen über eine Schneckenplage. Dutzende bis Hunderte der Kriechtiere finden sich an Pflanzen, auf dem Rasen und an Töpfen. Unfassbar viele Schnecken seien in diesem Jahr in deutschen Gärten unterwegs, liest man in Hobbygärtner-Foren. Der Eindruck täuscht nicht. «Ja, es ist schlimm dieses Jahr», sagt etwa Michael Schrödl von der Zoologischen Staatssammlung München zum «Spiegel».
Nach den trockenen Hitze-Sommern in den vergangenen Jahren hätten sich die Schnecken langsam erholt. Der Bestand sei gewachsen und gewachsen. Aber nicht im Schneckentempo. Hinzu kam ein milder Winter. Perfekte Bedingungen für die Tiere.
Wie sieht es in der Schweiz aus? Experte François Claude von der Stiftung Info Fauna, Daniela Serio, Mediensprecherin der Stiftung, und Thomas Pfyffer, Bereichsleiter Kommunikation von Jardinsuisse, beantworten die wichtigsten Fragen zu den Gastropoden, so der wissenschaftliche Name der Tiere.
Droht auch in der Schweiz eine Schneckenplage?
«Ja, auch Schweizer Gärtner sind aktuell mit einem hohen Schnecken-Aufkommen konfrontiert», sagt Thomas Pfyffer. Ein kühles und niederschlagsreiches Frühjahr wie dieses würden die Schneckenpopulation regelrecht beflügeln.
Anders sieht es dagegen Schneckenexperte François Claude. «Es ist schwierig zu beurteilen, ob es sich auch in der Schweiz um eine Invasion handelt.» Momentan sei es in der Schweiz eher feucht und regnerisch, weshalb sich sehr viele Schnecken aus ihren typischen Verstecken hinaus trauen. Somit würden wir viel mehr von ihnen zu Gesicht bekommen.
«Das bedeutet aber nicht, dass wir insgesamt mehr Schnecken haben, sondern hängt meistens vollends von den Wetterbedingungen ab.» Wenn die Sonne scheint und die Temperaturen in die Höhe steigen, so verstecken sich die meisten wieder unter toten Blättern oder unter dem Erdboden.
Was können Hobbygärtner tun, um die Schnecken loszuwerden?
Im ersten Schritt sollten Hobbygärtner die möglichen Schnecken-Verstecke in der Nähe des Gemüses ausfindig machen. «Schneckenzäune sind sehr effizient, wenn sämtliche Schnecken aus dem Inneren entfernt wurden», sagt Serio. Bei feuchtem Wetter und in der Dämmerung sollte man die Kriechtiere vorher einsammeln. Die Schnecken zu zerschneiden, ist keine gute Idee, «weil es eher noch mehr Schnecken anlockt, statt diese zu vertreiben», wie Serio erklärt.
Ist eine Bierfalle sinnvoll?
Pfyffer zu Blick: «Als Lockmittel funktioniert Bier, genauer die Hefe, bestens! Dennoch sind Bierfallen nur ein mässiger Erfolg. Sie vermögen zwar viele Schnecken anzulocken, letztlich bleiben aber nur wenige Schecken an der Falle hängen beziehungsweise fallen hinein. Auf dem Weg zur Bierbar fressen sie sich durch alles durch, was sich dorthin anbietet.» Experten-Tipp: «Heben Sie das Bier besser für die Fussball-EM auf.»
Welche Schneckenarten kommen in der Schweiz besonders häufig vor?
In der Schweiz lebt eine Vielzahl von verschiedenen Schneckenarten. Die häufigste ist dabei die Spanische Wegschnecke (auch Arion vulgaris genannt). Laut Pro Natura sind rund 90 Prozent der Schäden in Gemüse- und Blumenbeeten auf die Spanische Wegschnecke zurückzuführen.
Ebenfalls häufig vertreten ist in der Schweiz der Tigerschnegel (Limax maximus). Mit dem gepunkteten Körper ist er schnell und einfach zu erkennen und soll sich anderen Schneckenarten gegenüber äusserst aggressiv verhalten, wie die Umweltberatung Luzern berichtet.
Welchen positiven Effekt können Schnecken auf den Garten haben?
In erster Linie seien die Tiere für den Abbau von abgestorbenem Pflanzenmaterial zuständig. Gerade im Kompost sorgen sie dafür, dass die Materialien rezykliert werden, wie Claude und Serio erklären. «Die Schnecken sind aber auch ein wichtiger Bestandteil der Biodiversität», so Claude.
Die meisten sind eine wichtige Nahrungsgrundlage für Nützlinge wie Kröten, Igel oder auch Haustieren wie Hühner und Enten, wie Serio sagt. Doch nicht nur andere Tiere sehen die Gastropoden als ein gefundenes Fressen: Auch einige Nacktschnecken-Arten ernähren sich von ihren Artgenossen.