Viele Betriebe halten sich nicht an Corona-Regeln
Bürokratie behindert Bussen

Sanktionen sind selten: Viele Unternehmen halten sich nicht an die Schutzmassnahmen. In der Lebensmittelproduktion ist die Lage besonders prekär.
Publiziert: 10.10.2020 um 23:50 Uhr
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Aktualisiert: 12.11.2020 um 12:01 Uhr
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Die Kontaktdatenerfassung funktioniert nicht überall gleich gut.
Foto: imago images/SKATA
Sven Ziegler

Seit Ende des Lockdowns haben die Kantone den Auftrag, Geschäfte und Betriebe regelmässig auf die Einhaltung der Corona-Schutzkonzepte zu kontrollieren. Nun zeigt sich: Noch immer weisen zahlreiche Betriebe Mängel auf.

In der zweiten Septemberwoche wurden dem Bundesamt für Gesundheit 1961 Kontrollen und 497 Mängel gemeldet. Pro Betrieb können dabei mehrere Mängel beanstandet werden. Fehler wurden vor allem bei der Erhebung von Kontaktdaten in Restaurants sowie bei der all­gemeinen Einhaltung des Schutzkonzepts festgestellt.

Die Kantone teilen auf Nachfrage mit, bei den Beanstandungen handle es sich meist um kleinere Mängel, etwa um fehlendes Desinfektionsmittel. Dennoch gelte es, die Betriebe genau zu überprüfen.

«Wir müssen hier dranbleiben»

Für den Epidemiologen Marcel Tanner spielt die Einhaltung der Schutzmassnahmen eine entscheidende Rolle im Kampf gegen das Virus. «Die Kon­trollen sind richtig und wichtig», sagt Tanner. «Wir müssen hier dranbleiben. Alle Betriebe müssen die aktuell geltenden Schutzmass­nahmen rigoros umsetzen, hier geht es auch um die Gemeinschaftsverantwortung.»

Hinter den Kulissen sorgt die hohe Zahl an Mängeln für Besorgnis. Aus Bundesbern ist zu hören, man habe die Kantone dazu angehalten, die Kontrollen gewissenhaft durchzuführen und Wieder­holungstäter auch zu sanktionieren. Bereits im Juli hatte der Bund die Kantone in einem Schreiben ­ermahnt, die Kontrollen zu verstärken (SonntagsBlick berichtete).

Für Schlupflöcher sorgt teil­weise die umständliche Bürokratie in den Kantonen. Ob ein fehlerhafter Betrieb bereits einmal ermahnt worden sei, wird kaum systematisch überprüft. Strafen wie Bussen oder gar Ladenschliessungen sind darum äusserst selten.

Umsetzung mehrheitlich mangelhaft

Besonders pikant präsentiert sich die Situation in der Nahrungs­mittelproduktion. 29 Kontrollen wurden Mitte September durch­geführt, die Inspektoren fanden 26 Mängel. Häufigster Kritikpunkt sind fehlende Hygiene und unterlassene Schutzmassnahmen für Mitarbeitende in Fällen, bei denen der Mindestabstand nicht eingehalten werden kann.

Epidemiologe Tanner weist ­darauf hin, dass alle gefordert ­seien, um die Mängel auf geringem ­Niveau zu halten. «Nicht alle Betriebe haben die gleichen Möglichkeiten, teilweise fehlt vielleicht auch die Motivation. Am Ende geht es darum, Lösungen zu finden, die für alle das Beste – also umsetzbar – sind.»

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