Der Gemeindearbeiter vom Werkhof Pratteln BL reinigt am Freitag mit dem Kommunalfahrzeug die Mayenfelserstrasse. Plötzlich bemerkt er auf einem Betonblock eine Schlange.
«Er hielt an und stieg aus», sagt Meinrad Stöcklin, Sprecher der Polizei Basel-Landschaft. Der Arbeiter bückt sich und greift nach einem Stock, der auf der Strasse liegt. Als er sich aufrichtet, spuckt ihm die Schlange ins Gesicht – und trifft zielgenau das linke Auge.
«Zum Glück wusch er das Sekret gleich mit viel Wasser weg», sagt Stöcklin. Trotzdem ist der Gemeindearbeiter verletzt und auch drei Tage nach der Attacke noch krankgeschrieben.
Die Beschreibung der Schlange lässt nichts Gutes ahnen. Sie sei etwa so dick wie eine Banane, grau-schwarz gemustert und habe einen grossen Kopf. Laut der Zeitschrift «Tierwelt» passt das auf eine Mosambik-Speikobra.
Es gibt verschiedene Arten von Giftnattern, die als Speikobras bezeichnet werden. Sie leben vorwiegend in Afrika und Teilen Asiens. Auf der Haut richtet das Gift keinen Schaden an. Wohl aber, wenn es in die Augen gelangt. Sicher ist: Schweizer Schlangenarten können kein Gift spucken.
Im Quartier Zunftackerrain in Pratteln ist die Verunsicherung gross. Der betroffene Waldabschnitt ist absolutes Sperrgebiet: Betreten verboten! Kurt Schnider (61) lebt direkt am Wald. «Einen Teil meines Grundstücks habe ich schon sorgfältig abgesucht», sagt der Spengler. «In den hinteren Teil beim Wald gehe ich im Moment lieber nicht.» Angst hat er aber nicht: «Ich glaube, dass sie mir nichts tut, wenn ich sie in Ruhe lasse.»
Nachbar Otto Seiler (71) kennt sich mit Reptilien aus: «Ich besass lange selber Schlangen. Diese hier ist anscheinend ein tropisches Exemplar. Fällt die Bodentemperatur unter 20 Grad, versteckt sie sich und kann sich kaum mehr bewegen. Man muss auf jeden Fall sehr vorsichtig sein.»
Das Grundstück von Karl Steinegger (60) ist nur 30 Meter vom Unglücksort entfernt: «Ich schaue mich genau um, bevor ich in den Garten gehe, und hoffe, dass sie mich nicht grundlos angreift.» Die bange Frage aber bleibt: Woher stammt das Tier? Wer hat es ausgerechnet im Baselland ausgesetzt?
«Im Kanton besitzt niemand eine Bewilligung für eine solche Schlange», sagt die interimistische Kantonstierärztin Anna Jaggi. Die Polizei sucht weiter fieberhaft nach dem Reptil. «Die Spezialisten sagen, dass es sich viele Kilometer weit bewegen könnte», sagt Polizeisprecher Stöcklin. «Es ist wirklich eine Suche nach der Nadel im Heuhaufen.»