Sicherheit im Strassenverkehr ist wichtig, keine Frage. Das findet offenbar auch die Baudirektion Zürich. Die nimmt das Ganze sogar so ernst, dass sie auf einer neu sanierten Brücke in Effretikon ZH gleich zehn Mal die gleiche Verkehrstafel aufgehängt hat. Zehn Mal!
Ein echter Schildbürgerstreich – der sorgt nicht nur bei Anwohnern für Stirnrunzeln. Die Überführung verbindet zwei Kreisel im Zentrum der Stadt. Unter der Brücke verlaufen Bahngleise in Richtung Bahnhof Illnau-Effretikon. Thomas Maag, Mediensprecher der Baudirektion des Kantons Zürich: «Die Sanierung der Brücke war wichtig. Die Fussgänger und Velofahrer haben nun mehr Platz, um die Brücke zu überqueren. So wurde die Strasse schmaler und der neu kombinierte Fahr- und Gehweg breiter gemacht.»
«Die Bevölkerung wird wohl für dumm gehalten»
Um den Verkehrsteilnehmern zu signalisieren, dass auf der Brücke Fussgänger und Velos unterwegs sind, wurden entsprechende Verkehrstafeln angebracht. Leuchtend blau zieren sie die etwa 80 Meter lange Brücke in kurzen Abständen. Übersehen kann die niemand. «Ich finde, dass die Bevölkerung fast ein wenig für dumm gehalten wird», ärgert sich Anwohnerin Regula Fuchs (62).
LKW sollen nicht aufs Trottoir fahren
Doch nicht nur Fuchs ist genervt von den vielen Tafeln. Luana (19) aus Wangen ZH ist oft in Effretikon, auch sie findet den Schilder-Dschungel unnötig. Sie habe aber eine Vermutung: «Ich glaube, die vielen Tafeln sollen jedem Verkehrsteilnehmer klarmachen, dass auch Fussgänger und Velofahrer unterwegs sind. Trotzdem ist es eine Reizüberflutung.»
Doch was hat es wirklich mit den Tafeln auf sich? Mediensprecher Maag verteidigt das Projekt: «Die Tafeln sind nicht nur zur Signalisation aufgestellt worden.» Sie sollen verhindern, dass ein LKW versehentlich auf das Trottoir fährt. «Wegen der engeren Strasse ist die Gefahr grösser, dass ein Lastwagen auf den Gehweg ausweichen muss.» Die Tafeln sollen einerseits dazu führen, dass ein LKW keinen Platz hat, um aufs Trottoir zu fahren, andererseits sollen die Tafeln aus jedem Winkel gesehen werden können. Darum habe es so viele, erklärt der Experte.
Gelbe Pfosten statt zehn Tafeln
Aufgrund der Reaktionen aus der Bevölkerung überprüft die Baudirektion die Signalisation jetzt aber doch nochmals. Man verstehe, dass die vielen Tafeln für die Verkehrsteilnehmer verwirrend sein könnten.
Eine mögliche Alternative: gelbe Plastik-Pfosten. Die haben sich auf anderen Brücken in Effretikon bereits bewährt, leuchten mindestens genauso schön wie die blauen Tafeln – und verhindern ebenfalls, dass Laster sich auf den Fussgänger- und Veloweg verirren. Wann genau ab- und umgebaut wird, ist aber noch nicht klar.