Lärmgeplagte Menschen gibt es in der Schweiz leider einige. Sie wohnen etwa an einer stark befahrenen Strassenkreuzung oder in Flughafennähe. Sie leiden, sie beklagen sich, sie fordern zu Recht Linderung.
Lauter aber als solche tatsächlich Betroffenen lärmen immer mehr Leute herum, die besser still sein sollten. Die Dezibel-Bünzli sind überall. Sie ziehen aufs Land – und stören sich am Gebimmel von Kuhglocken. Sie wohnen im Dorf – und ziehen wegen des Kirchengeläuts vor Gericht. Sie leben in der Stadt – und rufen wegen jedem fröhlichen Grillabend der Nachbarn frustriert die Polizei.
Akustisches Inventar der Schweiz
Und jetzt ist diesen Spiessern selbst der Ton eines Schiffshorns zu laut. Hat man da noch Töne?
Sein Klang, der uns Bewohnern eines Binnenlands als nostalgische Sehnsucht ins Ohr dringt, gehört zum akustischen Inventar der Schweiz. Genauso wie der Dreiklang des Postautos, der Juchz und der Jodel, das Bimmeln der Kuhglocken, der mystische Sound des Alphorns.
Das Geräusch, das in der Schweiz am meisten stört, stammt vom kleinlichen Miesepetertum der Nervensägen. Sie möchten am liebsten jeden Begleitton des Lebens verbieten. Wenn es dann ganz still ist, haben sie recht bekommen. Und ihre langweilige, ewige Ruhe.