Schiessbefehl-Forderung
Glarner wird Opfer von «Fake-News» auf Facebook

SVP-Nationalrat Andreas Glarner (54) forderte diese Woche auf Facebook die Schliessung der Schweizer Landesgrenzen zum Schutz vor Flüchtlingen. Alles fake, wie Recherchen der «Schweiz am Sonntag» zeigen.
Publiziert: 27.11.2016 um 02:54 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 08:35 Uhr
Andreas Glarner: Der Aargauer kritisiert «den Schwachsinn».
Foto: Monika Flueckiger/EQ Images

Ein Screenshot eines Facebook-Eintrages von SVP-Nationalrat Andreas Glarner (54) sorgte diese Woche für Aufsehen. Laut der «Schweiz am Sonntag» forderte Glarner im Post die Schliessung der Schweizer Landesgrenzen und einen Schiessbefehl gegen Flüchtlinge.

Aber Achtung: Bei dem Eintrag handelte es sich um eine Fälschung.

Ein Facebook-Account mit dem Namen Mia Pfister habe den Eintrag zuerst verbreitet – ein Fake-Account.

Die «Schweiz am Sonntag» kontaktierte diverse Facebook-Freunde jener Mia Pfister. Diese gaben alle an, die Dame nicht persönlich zu kennen. «Es ist mir extrem peinlich, aber ich kenne Mia Pfister nicht», sagte einer der Freunde, der die Falschmeldung ebenfalls geteilt und kommentiert hat.

Der Post ging auf den sozialen Medien viral, wurde hundertfach geteilt und besprochen. Auch Journalisten verbreiteten den gefälschten Post weiter. Eine Fake-News entstand.

«War zwei Wochen gesperrt»

Glarner sagt zur «Schweiz am Sonntag», er habe den Eintrag gar nicht schreiben können. «Ich bin seit zwei Wochen auf Facebook gesperrt. Ich kann mich zwar noch einloggen, aber keine Beiträge schreiben oder liken.» Es sei bereits das fünfte Mal, dass er von Facebook gesperrt wurde.

Falschnachrichten in den Sozialen Medien verbreiten sich enorm schnell. Nutzer werden nur ungenügend vor Fake-News und vor Fake-Accounts geschützt. 

Lehrer fordert neues Schulfach

Die sozialen Medien stellen deshalb auch die Schulen vor neue Herausforderungen. Fake-News und Filterblasen können die Wahrnehmung der Kinder und Jugendlichen verzerren. Beat Zemp, Präsident des Schweizer Lehrerverbands, sagte zur «Schweiz am Sonntag»:  «Wenn die Fähigkeit, Informationen zu prüfen, nicht vorhanden ist, haben wir ein Problem.» Auch in Zukunft würde das Themenfeld noch vielfältiger. «Die Schulen brauchen bei der nächsten Lehrplanrevision ein eigenes Fach für Medienpädagogik und Informatik», das von der Primar- bis zur Sekundarstufe durchgehend unterrichtet würde, ist er überzeugt. (stj)

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