Plötzlich ging alles ganz schnell. Nach der Berichterstattung von Blick zur geplanten Serverfarm in Beringen SH – die rund drei Viertel des aktuellen, kantonalen Strombedarfs zusätzlich aufzubrauchen droht – hat der Kanton Schaffhausen eine Machbarkeitsstudie zur zukünftigen Abwärmenutzung eben jenes Datenzentrums veröffentlicht. Diese liegt offenbar bereits seit Mitte Dezember des letzten Jahres vor – und fällt ernüchternd aus.
Der Machbarkeitsbericht, durch die Firma Amstein+Walthert angefertigt, stützt die grössten Befürchtungen der lokalen Kritikerinnen und Kritiker in weiten Teilen. Zudem gibt er dem Kanton eine teilweise Mitschuld an der aktuellen Situation.
Die grösste Kritik wurde im Zusammenhang mit der Standortwahl des Rechenzentrums laut. SP-Kantonsrätin Eva Neumann legte schon vergangene Woche den Finger in die Wunde: «Es gibt kein Fernwärmenetz in der Gegend. Wo soll die Abwärme hin?»
Abwärme kann kaum genutzt werden
Die Machbarkeitsstudie stützt Neumanns Kritik. Aufgrund des Standorts können «lediglich rund 30 Prozent der Abwärme genutzt werden», konstatiert die Studie. Es gilt der Grundsatz: «Je näher die Verbraucher, desto wirtschaftlicher das Gesamtsystem.» Das ist in Schaffhausen nicht der Fall. Eine Anbindung an die «westlichen Bereiche von Schaffhausen» sei zwar Erfolg versprechend, der Transport sei aber lang und die «Kosten für Leitungen könnten ein kritischer Faktor werden».
Eine Nutzung der Abwärme in der unmittelbaren Umgebung wäre zwar in kleinerem Rahmen möglich, gestaltet sich aber kompliziert. Ein grosser Teil der Abwärme würde verpuffen.
Kanton hätte eingreifen können
Kritik wird auch an der gesetzlichen Situation laut. Auf Bundesebene gibt es aktuell für den «Gebäudetyp Rechenzentrum» keine weiterführenden Umweltverträglichkeitsauflagen.
Die Studie nimmt angesichts dieses Mangels neben dem Bund auch den Kanton Schaffhausen in die Pflicht. Grossverbraucher ab einem Energiebedarf von einer halben Gigawattstunde pro Jahr unterstünden indirekt bereits heute dem «Grossverbrauchermodell». Zum Vergleich: Das geplante Serverzentrum verbraucht bei Vollbelastung das 700-fache des genannten Grenzwerts.
Der Bericht hält fest: «Für Anforderungen an die Energieeffizienz und die Abwärmenutzung sind die Kantone zuständig (…) Die Kantone und Gemeinden können als Bewilligungsbehörden Auflagen bezüglich der Nutzung von Abwärme formulieren, die auch für Rechenzentren gelten.»
Das Fazit ist ernüchternd: Dem Kanton wird empfohlen, zukünftig «Energiezonen» auszuweisen und Standorte für Rechenzentren einzuschränken. Im Fall Beringen kommt das aber zu spät.