«Der Kluge reist im Zuge», heisst es. Seit geraumer Zeit könnte man aber auch sagen: «Der Grosszügige reist im Zuge». Denn Bettlerbanden machen die Zugstrecken unsicher. Laut «10vor10» vor allem die Intercity-Strecke Lausanne–Genf. Doch nicht nur hier. «Das Phänomen ist in der ganzen Schweiz zu beobachten», sagt SBB-Sprecher Reto Kormann gegenüber Blick.ch.
Ein «Phänomen», das den SBB Mühe bereiten. Denn die Bettlerbanden wollen den Passagieren mit immer dreisteren Ausreden Geld abluchsen. Mal ists Hunger, mal ist es der kranke Grossvater. Oft kommen die Bettler zu Barem. Und nicht selten muss das Zugspersonal eingreifen. Denn das Schnorren im Zug – und um den Zug – ist laut SBB-Hausordnung verboten.
Zugspersonal wird angegriffen
Problem für die SBB: Wenn das Zugspersonal eingreift, werden die Bettler nicht selten aggressiv. «Unsere Angestellten werden angegriffen, verbal oder auch tätlich», sagt Kormann. Schubsen, rempeln oder stossen.
Ein weiteres Erschwernis für die SBB: Die Bettlerbanden – vorwiegend Romas – müssen zwar an der nächsten Haltestelle aussteigen. Ihre Personalien werden aufgenommen. Im Wiederholungsfall werden sie auch verzeigt. Wenn es heisst «einsteigen bitte, der Zug fährt ab», sind sie aber wieder da. Denn vor der Türe können die Passagiere nicht einzeln kontrolliert werden. «Dazu haben wir auch kein Recht», so der SBB-Sprecher. Und für vermehrte Patrouillen und Kontrollen müssten die SBB bei täglich 900000 Reisenden mehr Personal einstellen. Von der Einhaltung des Fahrplans ganz zu schweigen.
«Man könnte es fast eine Plage nennen»
Stellt die SBB «nur» gegenüber dem SBB-Personal ein erhöhtes Aggressionspotenzial der Bettler fest, so sieht das die Polizei noch krasser: «Viele Bahnfahrer sind überrumpelt von den Bettlern und geben Geld», sagt Philippe Jaton, Sprecher der Kantonspolizei Waadt, zu «10vor10». Doch dies mache die Schnorrer nur noch aggressiver gegenüber Bahnfahrern, die kein Geld geben wollten.
Ähnliches weiss auch die Zürcher Polizei zu erzählen. «Man könnte es fast eine Plage nennen, was wir im Sommer in den Trams erlebten», so Stapo-Sprecher Marco Cortesi. Zahlreiche Beschwerden seien bei der Polizei eingegangen. Trampassagiere, die sich über aggressive Bettler beschwerten. Die Stadtpolizei habe dann verstärkte Patrouillen eingesetzt. «Die warfen die Bettler bei der nächsten Haltestelle aus den Trams, nahmen ihn das erbettelte Geld wieder weg und verzeigten sie.» Auch hier waren es Romas. Und auch hier waren die Leute gegenüber Beamten der Stadtpolizei aggressiv.