Wenn SBB-Züge Verspätung haben, lassen sie schon einmal einen Bahnhof aus. So geschehen beispielsweise am vergangenen Samstag, berichtet die «Aargauer Zeitung». Der Interregio 16 konnte wegen eines Zwischenfalls ab Bern nur mit niedriger Geschwindigkeit fahren und liess, um die verlorene Zeit aufzuholen, die Bahnhöfe Brugg AG und Baden AG aus. In Olten SO hätten die Passagiere erfahren, dass der Zug nun direkt nach Zürich weiterfahre.
Entsprechend verärgert zeigten sich laut der Zeitung diejenigen, die nun nicht nur die bereits seit Bern mitgenommene Verspätung verdauen mussten, sondern auch in Olten aussteigen und einen neuen Anschlusszug suchen mussten.
Gleich sei es Passagieren ergangen, die Ende Mai mit dem Intercity 1527 von Zürich nach St. Gallen unterwegs gewesen waren. Der Zug sei mit 15 Minuten unterwegs gewesen und die SBB hätten entschieden, gleich vier Stopps auszulassen: Wil SG, Uzwil SG, Flawil SG und Gossau SG. Passagiere, die dennoch an eine dieser Destinationen gelangen wollten, hätten in Winterthur umsteigen müssen.
«Dominoeffekte vermeiden»
Nicht nur die Zugfahrenden seien verärgert gewesen, auch die Wiler Stadtpräsidentin Susanne Hartmann reagierte mit einem Brief an die Schweizerischen Bundesbahnen, berichtet die «Aargauer Zeitung». Sie bat die SBB, fortan davon abzusehen, den Bahnhof einfach auszulassen, da er eine wichtige Drehscheibe für die Stadt und die Umgebung sei.
Die SBB antworteten diese Woche. Personenverkehrschef Toni Häne schreibt, dass er den Ärger der Kunden verstehe. Die SBB müssten jedoch «stets das gesamte, dichte Verkehrsaufkommen im Blick haben». Man versuche, Verzögerungen einzugrenzen und Dominoeffekte zu vermeiden. «Uns ist bewusst, dass wir hin und wieder zu Massnahmen gezwungen sind, die sich direkt auf unsere Passagiere auswirken», schreibt er gemäss Artikel.
Beim Intercity-Fall begründe Häne die gestrichenen Stopps damit, dass der Intercity ab dem Endbahnhof St. Gallen direkt wieder nach Lausanne verkehren musste. Hätte die Verspätung nicht aufgeholt werden können, wären noch mehr Pendler tangiert gewesen, argumentiert der SBB-Manager.
«Einer Minderheit das Umsteigen zumuten»
Auf die Frage zur Situation in Baden und Brugg liess ein Sprecher ausrichten: Man bedauere die Unannehmlichkeiten. Innert kurzer Zeit habe die Betriebszentrale eine «Massnahme zum Nutzen der Mehrheit» treffen, das Zugpersonal informieren und die Information der Kunden einleiten müssen. «Um eine Mehrheit der Reisenden pünktlich befördern zu können, mussten wir leider einer Minderheit das Umsteigen in Olten zumuten», wird der Sprecher zitiert.
Wie oft ein Halt ausgelassen wird, können die SBB der Zeitung nicht sagen. Gemessen an den 9000 Zügen und 1,2 Millionen Reisenden pro Tag komme dies aber selten vor, heisst es. Verspätet sich der ursprüngliche Zug, würden an Knotenbahnhöfen wenn immer möglich Ersatzzüge losgeschickt, um Dominoeffekte zu verhindern. (vof)
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