«Es war acht Tage vor dem Geburtstermin, als ich merkte, dass etwas nicht stimmte. Ein mulmiges Gefühl nach dem Aufwachen, kaum auszuhalten. Ich hörte mit einem Gerät zu Hause Lennards Herzschlag ab: Er war ruhiger als sonst, aber da.
Ich muss mich getäuscht haben, redete ich mir ein. Auch wenn sich das Baby kaum bewegte. Alles Illusion. Erst nach drei Tagen gab ich dem Gefühl nach und ging ins Spital. Lennard hatte keinen Puls mehr – der Herzschlag, den ich gehört hatte, war mein eigener gewesen.
Als ich erfuhr, dass Lennard tot war, verlor ich den Boden unter den Füssen. ‹Okay› war alles, was ich rausbrachte. Mein Mann schrie, sie sollen ihn doch rausschneiden und wiederbeleben. Das war im August 2017.
Meine Familie und Freunde wollten unbedingt helfen – waren aber selbst überfordert. Am Ende war ich es, die sie trösten musste, alles zusammenhielt. Eine verkehrte Welt.
An seiner Beerdigung trug ich Gelb. Die meisten übrigen Gäste Schwarz, das hätte ihm sicher nicht gefallen, dachte ich. In der Selbsthilfegruppe fand ich meinen Mut wieder.
Ein Jahr später durfte ich Lia (heute 8 Monate) gesund auf die Welt bringen. Lennard wird aber immer mein erstes Kind bleiben. Jeden Morgen und Abend besuche ich sein Grab. Ich bin froh, durfte ich ihn im Bauch tragen.»