Sara (20) holte Pferde des Quäl-Hofs bei der Armee ab
«Ich musste weinen, als ich sie endlich wieder streicheln durfte»

Sara (20) und ihr Vater Anton (63) Pinösch sind überglücklich. Sie konnten ihre beiden Pferde wieder nach Hause bringen. Insgesamt durften am Donnerstag ungefähr ein Dutzend Tiere zu ihren Besitzern zurück.
Publiziert: 17.08.2017 um 08:30 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 01:38 Uhr
Marlene Kovacs

Die Pferde des Quälhofs von Ulrich K. (49) in Hefenhofen TG bekommen endlich ein neues Zuhause. Am Donnerstag werden die Tiere im Kompetenzzentrum der Armee in Schönbühl BE verkauft.

Schon am Mittwoch konnten sich Besitzer melden, die ihr Tier bei Ulrich K. hatten. Rund ein Dutzend Pferde und ein Muli wurden im Verlaufe des Tages abgeholt. «Die Besitzer mussten uns die Pferdepässe als Beweis vorlegen. Nur so konnten sie die Tiere wieder mitnehmen», erklärt Armeesprecher Daniel Reist. «Bevor sie aber losfahren konnten, musste jeder den Übernahmevertrag des Veterinäramts des Kanton Thurgau unterzeichnen. Darin ist auch festgehalten, dass die Tiere nicht geschlachtet werden dürfen.»

«Nelli sieht abgemagert aus»

Nach langen 2 ½ Jahren durfte auch Sara Pinösch (20) aus Sent GR ihre beiden Pferde wieder in die Arme schliessen. Die Mitarbeiterin einer Tankstelle holte heute Morgen zusammen mit ihrem Vater Anton Pinösch (63) die Stuten Nelli (18) und Conchita (9) in Schönbühl BE ab.

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Sara Pinösch (20) freut sich darüber, ihre beiden Pferde endlich nach Hause mitnehmen zu können.
Foto: Zvg

«Ich musste weinen, als ich die beiden nach so langer Zeit endlich wieder streicheln durfte. Ein unbeschreibliches Gefühl», sagt die 20-Jährige. «Jetzt müssen wir sie zu Hause wieder aufpäppeln. Nelli sieht mitgenommen und abgemagert aus. Conchita geht es etwas besser.»

Schwester ist Geliebte von Tierquäler Ulrich K.

Sara Pinösch ist die Halbschwester von Barbla A.* (32), der Geliebten und rechten Hand von Tierquäler Ulrich K. Auch A. kassierte bereits eine Anzeige wegen Tierquälerei. Vater Anton Pinösch vertraute A. drei Tiere an.

«Ich habe insgesamt drei Pferde an meine beiden Töchter abgegeben», sagte der Vater letzte Woche zu BLICK. Doch dann kam es zum Streit zwischen den Töchtern, der Vater versuchte zu schlichten. Stute Shila (17), die Mutter von Conchita, konnte er zurückholen, Nelli und Conchita verschwanden seither bei Barbla A. Bei dem jahrelangen Streit, der bis vor Gericht ging, gewann A. (BLICK berichtete). «Meine Schwester log die ganze Zeit. Sie behauptete, dass mein Vater ihr die Tiere geschenkt hatte.»

Am Abend wieder im Heimatstall

Auf den Fotos, die BLICK vom Quälhof in Hefenhofen veröffentlichte, erkannten Sara und ihr Vater Anton Pinösch ihr Pferd Nelli sofort. «Am Samstag fuhren wir deshalb gleich nach Schönbühl. Wir hatten die Pferdepässe und Fotos der Stuten dabei», sagt Pinösch.

Und tatsächlich waren sogar beide Tiere vor Ort. «Wir waren überglücklich, dass wir sie endlich gefunden hatten», sagt die 20-Jährige. Nach fünf Stunden im Hänger konnten Nelli und Conchita heute kurz nach 16 Uhr endlich wieder in ihren Heimatstall.

Der Pferde-Verkauf auf dem Areal des Kompetenzzentrums der Armee beginnt um 9 Uhr. Eine aktuelle und vollständige Liste der Tiere wird dann vor Ort aufliegen. Insgesamt müssen jetzt noch rund 80 Tiere den Besitzer wechseln.

«Wir rechnen damit, dass der Verkauf den ganzen Tag dauern wird», sagt Armeesprecher Reist. Die Tiere wurden in den letzten Tagen aufgrund ihres Aussehens, des Zustandes und der Ausbildung des Pferdes «geschatzt». «Die Preise der Pferde basieren auf diesem Schatzungswert. Sie sind fair, sodass auch jeder Tierfreund die Möglichkeit hat, ein Pferd zu kaufen», sagt Reist. Wenn es mehrere Interessenten geben sollte, liegt der Höchstpreis des Tieres höchstens 500 Franken über dem Schatzungswert.

* Name der Redaktion bekannt

Externe Untersuchung eingeleitet

Der Fall Hefenhofen bereitet der Thurgauer Regierung Kopfzerbrechen. Gestern wurde bekannt, dass diese nun eine externe Untersuchungskommission einsetzen möchte. Nachdem BLICK die Missstände auf dem Hof des Pferdezüchters K. aufgedeckt hat, soll nun der Vollzug des Tierschutzgesetzes im Kanton von einer externen Untersuchungskommission durchleuchtet werden. Ziel sei es, das Tierschutzgesetz konsequent durchzusetzen sowie allfällige Lücken im Vollzug aufzudecken. Durch diese Aufarbeitung will die Regierung weiteres Tierleid vermeiden.

Der Fall Hefenhofen bereitet der Thurgauer Regierung Kopfzerbrechen. Gestern wurde bekannt, dass diese nun eine externe Untersuchungskommission einsetzen möchte. Nachdem BLICK die Missstände auf dem Hof des Pferdezüchters K. aufgedeckt hat, soll nun der Vollzug des Tierschutzgesetzes im Kanton von einer externen Untersuchungskommission durchleuchtet werden. Ziel sei es, das Tierschutzgesetz konsequent durchzusetzen sowie allfällige Lücken im Vollzug aufzudecken. Durch diese Aufarbeitung will die Regierung weiteres Tierleid vermeiden.

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