Sandoz-Verhütungsmittel in der Kritik
Vaginalring verletzte ihren Freund (25) beim Sex

Wegen eines defekten Vaginalrings verletzte sich Michel S. (25) an der Eichel. Bis heute kämpft er mit den Folgen. Der Hersteller bedauert den Vorfall. Nun schaltet sich Swissmedic ein.
Publiziert: 17.09.2019 um 14:16 Uhr
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Aktualisiert: 17.09.2019 um 15:30 Uhr
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Nicky B. in der SRF-Sendung «Kassensturz». Durch den Vaginalring wurde ihr Freund Michel S. am Penis verletzt.
Foto: SRF-Screenshot

Auf einmal hatte er Schmerzen beim Sex. «Es hat sich angefühlt, als würde jemand mit einem sehr spitzen Nagel drüber kratzen», sagt Michel S. (25) in der SRF-Sendung «Kassensturz». Der 25-Jährige verletzt sich am Penis, hat Wunden an der Eichel. Er muss in ärztliche Behandlung.

Grund für die Pein: der Vaginalring Danisia. Hergestellt von der Novartis-Tochter Sandoz. Die Freundin des 25-Jährigen verwendet schon länger diese Verhütungs-Methode. Der Ring verhindert mittels Hormonen einen Eisprung. Dazu muss er in die Vagina eingeführt werden. Probleme hatte Nicky B. damit bisher keine. Doch das ändert sich im Februar 2019. 

Ring hatte scharfe Kanten

Aufgrund von Lieferschwierigkeiten kauft die junge Frau nicht den Vaginalring, den sie kennt, sondern probiert das Sandoz-Produkt aus. Und plötzlich wird der Liebesakt zur Tortur. Als Nicky B. den Ring wieder entfernt, wird klar warum. Zwei scharfe Kanten ragen bei der Naht heraus.

Also bringt die gelernte Pharma-Assistentin den Vaginalring in die Amavita-Apotheke zurück. Dort bekommt sie einen Ersatzring. Doch auch der weist Mängel auf. «Dieser hatte bei der Schweissnaht wieder zwei herausstehende Stellen und den gleichen Defekt», so B. gegenüber «Kassensturz». 

Danach reagiert die Amavita-Apotheke, wendet sich an Sandoz. Denn nicht nur Nicky B. hat Probleme mit dem Verhütungsmittel. Zwei weitere Frauen beklagen sich über scharfe Kanten. Einer Kundin sei der Ring sogar beim Herausnehmen kaputt gegangen.

Es dauert zwei Monate. Dann meldet sich Sandoz laut der SRF-Sendung bei der Apotheke. Und stellt fest: Es gäbe eine klitzekleine Unstimmigkeit, die zur kantigen Naht geführt habe. «Dies kann dazu führen, dass die Verschweissung des Ringes nicht korrekt erfolgt.»

Risiken koitaler Blutungen

Also ein Fehler in der Produktion? Diesen Vorwurf weist das Pharma-Unternehmen von sich. «Gemäss der Untersuchung des Herstellers wurden die Rückstellmuster der betroffenen Charge, sowie die dazugehörenden Herstellerdokumente überprüft und es wurden keine Abweichungen festgestellt», heisst es von Novartis gegenüber BLICK.

Danisia sei ein mechanisch hergestelltes Produkt und habe eine Schweissnaht, die prozessbedingt zu leichten Ausformungen führen könne. Der Mediensprecher schreibt: «Wir weisen in der Fachinformation und der Patienteninformation auf die Risiken koitaler Blutungen (Blutungen beim Geschlechtsverkehr) und selten lokaler Reaktionen am Penis des Partners hin.»

«Besteht kein Hinweis auf Qualitätsmangel» 

Sandoz bedauert den Vorfall, wie das Unternehmen gegenüber BLICK festhält. Nicky B. und ihr Freund werden erstmal keinen Vaginalring mehr für die Verhütung verwenden. «Die Angst davor, sich nochmals daran zu verletzen, ist einfach zu gross. Und ich möchte auch nicht, dass sich andere Leute daran verletzen. Oder dass sich meine Frau daran verletzt», so der 25-Jährige.

Beim Heilmittelinstitut Swissmedic sind laut «Kassensturz» seit der Zulassung 2017 insgesamt elf Meldungen zu Danisia wegen unerwünschter Arzneimittelwirkungen eingegangen. Darunter mehrere Meldungen von Ringen, die gebrochen sind. Nun behandelt das Heilmittelinstitut den Fall «wegen Verdacht auf ein Qualitätsproblem». 

Der Vaginalring Danisia sei derzeit sowieso nicht lieferbar, schreibt Sandoz. Und verspricht: Der aktuelle Lieferengpass werde dazu genutzt, weitere Abklärungen zu treffen und «sicherzustellen, dass vor erneuter Lieferung an den Markt die gesetzlichen Vorgaben und unsere Qualitätsansprüche weiterhin eingehalten sind». (jmh)

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