Während draussen die Sonne gnadenlos auf den Beton-Vorplatz brennt, stehen im Spar Express in Horgen ZH die Kunden durch den ganzen Laden Schlange. In Badehosen, Flip-Flops und mit Sonnenbrille ausgerüstet, könnten sie auch in den Strandferien sein. Doch die Leute wollen noch hastig die letzten Einkäufe erledigen, bevor sie sich ein paar Meter weiter unten ans Zürichsee-Ufer legen.
Das Bild hat sich in den letzten zwei Wochen fast täglich wiederholt. Mit der Hitzewelle wurden auch die Besucher in den kleinen Laden an der Seestrasse geschwemmt. Das brachte den Betrieb an seine Grenzen. «Es läuft auf Hochtouren. Es braucht den vollen Einsatz von jedem Einzelnen», sagt Marktleiterin Anna Wilhelm (60). Klagen will sie auf keinen Fall. «Es darf gerne so weitergehen.»
Selbst bei Zigarren griffen die Leute zu
Während des Grossandrangs kam es vor, dass auch mal die Glacé-Kühltruhe leergeräumt oder die Beutel mit den Eiswürfeln ausverkauft waren. Doch nicht nur, was kühlt, war der Renner. Bei Temperaturen von bis über 35 Grad schienen viele Kunden auch sonst für karibisches Flair sorgen zu wollen: «Bei den kubanischen Zigarren haben die Leute ebenfalls zugegriffen, bestätigt Wilhelm. Den Humidor im Laden musste das Team schon mehrfach auffüllen.
Nicht nur bei den kleinen Filialen brummt das Geschäft während der Hitze-Tage im Land. «Egal, ob Glacé, Grillprodukte, Getränke oder Sonnencreme – wir spüren die grosse Nachfrage deutlich», sagt Mathias Kaufmann, Sprecher von Lidl Schweiz. Das fordert selbst den Detailhändler derzeit heraus. «Momentan sind Sonderfahrten nötig, damit die Waren auch immer genügend in den Läden vorhanden sind», bestätigt Kaufmann weiter.
Für ein Fazit sei es zwar noch zu früh. Doch zumindest was die Glacé-Verkaufszahlen angeht, verrät Lidl: «Im Vergleich zur Vorwoche konnten wir unsere Glacé-Verkäufe diese Woche verdoppeln.» Und gegenüber dem Frühling würden derzeit sogar sechsmal mehr Glacés verkauft.
«Wir wurden fast überrannt»
Einer, dem die Arbeit in diesen Tagen ebenfalls nicht ausgeht, ist Philipp Penelas. Der 37-Jährige ist Geschäftsleiter des Badi-Bistros in Baden AG. Von seiner Beiz aus hat er den Überblick über die ganze Badi gleich an der Limmat. Über 3500 Gäste werden hier an guten Tagen gezählt. Dann bleibt für Penelas keine Zeit für Entspannung. «Zeitweise wurden wir fast überrannt», sagt er über den Betrieb während der Gluthitze der letzten Wochen.
Seit fünf Jahren macht Penelas den Job in der Badi. Er ist froh, dass der Sommer doch noch auf Touren gekommen ist. «Der ganze Mai und der halbe Juni waren mies. Aber die Hitzewelle hat uns das Geschäft gerettet!»
Chicken Nuggets gehen immer
Trotz der hohen Temperaturen bleibt auch im Bistro von Penelas ein alter Badi-Klassiker der Verkaufsschlager. «Neben Hotdogs verkaufen wir vor allem Chicken Nuggets mit Pommes. Das scheint immer zu gehen», lacht Penelas.
Für die nächsten Tage sind zum ersten Mal seit längerer Zeit wieder wechselhaftes Wetter und Regen vorausgesagt. Ganz ungelegen kommt Penelas das nicht. «So kann ich dem Team nach all den Extraschichten auch mal wieder freigeben zur Erholung.» Denn auch Penelas hofft noch auf einen langen Sommer – und ein gutes Geschäft.