Der Schnee war angekündigt. Dennoch sorgte er für ein Verkehrschaos im Südkanton. Die ersten Flocken fallen in der Nacht auf Montag. Am Morgen geht das Drama los. Züge kommen zu spät oder gar nicht. Strassen werden nur zögerlich geräumt, sind schnell wieder zugeschneit. Gestreut wird oft zu spät. Der Verkehr fliesst nicht. Er rutscht.
Auch am Dienstag hält das Chaos an. In der Nacht zerstört der Schnee Stromleitungen im Centovalli. Orte im Grenzgebiet zu Italien sitzen über Stunden im Dunklen. In und um Bellinzona wird auch am Dienstagmorgen die Rush-Hour zur Rutsch-Hour. Grund: Die Strassen sind nicht ausreichend geräumt. Dabei, so beteuert Christian Paglia, hätten Räumungsteams Tag und Nacht durchgearbeitet. «Insgesamt waren 130 Mann im Einsatz. Wir mussten zudem Strassen sperren, weil Äste unter der Last des Schnees brachen und die Weihnachtsbeleuchtung riss», erklärt der Leiter des Amtes für Öffentliche Arbeiten und Umwelt.
In manchen Ortschaften im Bleniotal, in der Leventina und im Centovalli geht nichts mehr ohne Ketten. Auf der Kantonsstrasse zwischen Biasca TI und Pollegio TI stecken die LKW fest. Sie behindern zusätzlich die Schneepflüge.
Also lieber mit der Bahn fahren? Keine gute Idee. Auch die SBB sind mit dem ersten Schnee dieses Winters überfordert. Rund vier Stunden müssen sie den Bahnhof von Bellinzona schliessen. Grund: Nasser Schnee klebt an den Fahrleitungen, eine davon reisst, als ein Zug durchfährt.
Sieben Stunden lang ist die Gotthard-Bahn gesperrt
Mehrere Regionalzüge fallen aus. Vor allem in den Morgenstunden. Sieben Stunden lang ist die Bergstrecke der Gotthard-Bahn gänzlich gesperrt. Erst seit dem Mittag verkehren die Regio-Express-Züge wieder.
«Die Gleise waren zugeschneit», erklärt Reto Schärli, «wir mussten Schneefräsen einsetzen. Bei den Weichen musste sogar Hand angelegt werden.» Manche Lokomotiven seien so stark eingeschneit worden, dass die Stromabnehmer der Loks in der Nacht niedergedrückt wurden, sagt der SBB-Sprecher weiter, «da musste der Schnee erst von den Dächern geholt werden.» Die SBB seien bei diesen Schneemassen an ihre Grenzen gestossen.
MeteoSchweiz bestätigt: Nur 2003 und 2013 fiel im Dezember mehr Schnee im Tessin als in diesen Tagen. Doch mit maximal 80 Zentimeter in 24 Stunden ist er im gesamten Winterdurchschnitt nichts Besonderes. Allerdings sei der Schnee nass und somit schwer, sagt Meteorologe Guido Della Bruna von MeteoSchweiz.
«Schuld am Dilemma sind die Sparmassnahmen der SBB»
Dass vor allem die SBB den Wintereinbruch nicht in den Griff bekamen, habe nicht nur mit dem Schnee zu tun, meint Walter von Andrian. «Im Tessin schneit es immer wieder. Dass es zu solchem Chaos kommt, liegt an den Sparmassnahmen der SBB, die nur noch Kosten decken wollen. Die Transportaufgabe tritt in den Hintergrund.» Besonders betroffen sei die Gotthard-Bahn. Früher habe es an dieser Strecke viel Personal gegeben. Das sei nun stark abgebaut worden. An manchem Bahnhof gäbe es überhaupt kein Personal mehr. Alles würde über Fernsteuerung geregelt. «Es ist die reinste Geisterbahn! Wenn dann eine Störung auftritt, dann ist niemand vor Ort, um sie zu beheben. So kann man keine Gebirgsbahn betreiben», kritisiert der Chefredaktor der Schweizer Eisenbahn-Revue.
Bei all der weissen Pracht sehen die Tessiner rot und ärgern sich schwarz. Facebook, Twitter, Blogs in Tessiner Online-Medien sind voll von wütenden Posts. Dutzende Beschwerden gingen auch beim Rathaus in Bellinzona ein. In einer parlamentarischen Anfrage wollen die Lokalpolitikerinnen Angelica Lepori Sergi und Monica Soldini vom Stadtpräsidenten wissen: «Warum ging Bellinzona in Tilt bei Schneefällen, die angekündigt wurden?»
Die Einzigen, die sich wie Schneekönige freuen, sind die Betreiber der Ski-Anlagen. Ihnen kommt die weisse Pracht kurz vor Weihnachten gerade recht.
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