Rund ein Drittel der Genesenen leidet unter Long-Covid
Schweizer Ärzte hoffen auf die Wirkung eines alten Medikaments

Auch Monate nach einer Corona-Infektion leiden Genesene teilweise noch unter der Erkrankung. Wie Long-Covid behandelt werden soll, darüber herrscht in der Wissenschaft keine Einigkeit. Schweizer Ärzte hoffen nun auf ein altes Herzmedikament.
Publiziert: 04.10.2021 um 12:15 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2021 um 13:36 Uhr
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Wissenschaftler suchen nach einer Hilfe gegen Long Covid.
Foto: keystone-sda.ch

Müdigkeit, Probleme bei der Konzentration oder gar schwere körperliche Beeinträchtigungen – immer häufiger stellen Ärzte bei Corona-Genesenen noch längere Zeit nach der Genesung Symptome von Long Covid fest. Laut einer Studie des Fachmagazins «PLOS» ist das bei knapp 37 Prozent der Genesenen der Fall. Betroffene leiden monatelang unter den Folgen.

Forschende auf der ganzen Welt suchen mit Hochdruck nach Möglichkeiten zur Bekämpfung von Long Covid. Noch gibt es keine einheitliche Therapie. Das ist zum einen dem noch nicht genügenden Forschungsstand geschuldet, andererseits ist aber auch das Forschungspersonal in den Spitälern noch immer stark überlastet.

«Gehirnnebel ist real»

Thomas Siegrist, Chefarzt Pneumologie an der Rehaklinik Barmelweid im Aargau, sagt zu den CH-Media-Zeitungen, die Finanzkraft im Bereich Reha sei klein. «Die Knopfdruck-Therapie wird es aber auch nach der Forschung nicht geben.» Methoden wie «jeden Tag einen Schritt mehr», die sonst bei der Reha gut funktionierten, helfen bei Long Covid nur wenig, so Sigrist.

Das ist Long Covid

Eine allgemeingültige Definition von Long Covid gibt es nicht. Mittlerweile hat sich die Fachwelt darauf geeinigt, Long Covid als «Langzeiteffekte einer Corona-Erkrankung» zu bezeichnen, egal wie schwerwiegend diese war. Langzeit bedeutet, dass Betroffene mindestens drei Wochen nach einer Corona-Infektion (bei milden Verläufen) oder Spitalentlassung (bei schweren Verläufen) noch an mindestens einem der bisher rund 50 bekannten Symptome leiden, die sie vor Corona nicht hatten. Am häufigsten treten chronische Müdigkeit und Kopfschmerzen, aber auch Geschmacksverlust, Konzentrationsschwierigkeiten oder Erinnerungslücken auf.

Eine allgemeingültige Definition von Long Covid gibt es nicht. Mittlerweile hat sich die Fachwelt darauf geeinigt, Long Covid als «Langzeiteffekte einer Corona-Erkrankung» zu bezeichnen, egal wie schwerwiegend diese war. Langzeit bedeutet, dass Betroffene mindestens drei Wochen nach einer Corona-Infektion (bei milden Verläufen) oder Spitalentlassung (bei schweren Verläufen) noch an mindestens einem der bisher rund 50 bekannten Symptome leiden, die sie vor Corona nicht hatten. Am häufigsten treten chronische Müdigkeit und Kopfschmerzen, aber auch Geschmacksverlust, Konzentrationsschwierigkeiten oder Erinnerungslücken auf.

Margret Hund-Georgiadis, Chefärztin bei Rehab Basel, sagt, man finde derzeit bei vielen Long-Covid-Betroffenen Symptome einer raschen Ermüdbarkeit. Viele Betroffene berichten von einer Art Gehirnnebel. «Dieser ist real und nicht eingebildet. Das ist ein Trost und bitter zugleich», sagt Hund-Georgiadis.

Herzmedikament könnte Abhilfe schaffen

Nun macht ein altes Herzmedikament Hoffnung auf eine Genesung. So soll das unter dem Namen BC 007 bekannte Medikament helfen, Long Covid loszuwerden. In Deutschland seien vier Long-Covid-Patienten nach der Einnahme des Medikaments genesen, heisst es.

Die Heilung habe teilweise zwar mehrere Wochen gedauert. Bei manchen Personen liess die akute Müdigkeit allerdings bereits nach wenigen Stunden nach. Ob das Medikament allerdings bei allen Personen wirkt, ist noch unklar.

Impfung hilft vorher und nachher

Ebenfalls helfen könnte die Impfung. Laut einer noch nicht begutachtenten Beobachtungsstudie sollen die Symptome bei 57 Prozent der Betroffenen nachgelassen haben, sobald sie geimpft wurden. Die Impfung kann also auch noch nachträglich helfen, Symptome zu lindern.

Auch vorgängig kann die Impfung helfen. Eine Studie des King's College in London zeigte Anfang September auf, dass das Risiko von Long Covid nach der zweiten Spritze massiv sinkt. «Das Risiko von Long Covid ist bei doppelt geimpften Infizierten nur noch etwa halb so gross wie bei unvollständig oder gar nicht geimpften Personen», heisst es in der Studie. (zis)

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