Der Altkarton-Preis ist im Keller – Wertstoffhändler müssen heute draufzahlen, damit sie Altkarton noch loswerden. Etwa das Grenchner Entsorgungszentrum Schlunegger. Seit November werden dort Verbraucher mit drei Franken pro Ablad bis 30 Kilo zur Kasse gebeten (BLICK berichtete).
Abfall-Queen Karin Bertschi (29) sieht das kritisch. Die ehemalige SVP-Grossrätin ist Geschäftsführerin der Recycling-Paradies AG. «Ich mache mir Sorgen, dass nun Recyclinggüter wie Karton und Papier im Abfallsack landen, was ein fataler Rückschritt für unser Recyclingland Schweiz wäre», sagt sie.
Eine schwierige Lage für alle
Deshalb führe sie bis auf weiteres keine Gebühren für Kartonanlieferungen aus Haushaltungen ein. «Wegen der stark verschlechterten Marktlage die Kunden nun zur Kasse zu bitten, würde die Recyclingquote verschlechtern. Das gilt es zu verhindern.»
Die Situation sei für alle Recycling-Unternehmen derzeit sehr schwierig. «Etliche Privatsammelstellen müssen darum schliessen oder neue Nutzungsgebühren einführen.» Ihre Firma könne in dieser schwierigen Lage aber bestehen. «Etwa dank der Grossballen-Pressen schaffen wir es, die Logistikkosten klein zu halten», so Bertschi.
In schlechten Zeiten gewinnen die Kunden
Dass sie mit ihrer Preispolitik nun beim Altkarton Verlust schreibe, wolle sie vorerst hinnehmen. «Es ist wie in einer Ehe – es gibt gute und schlechte Zeiten: In für uns guten Zeiten verdienen wir, in schlechten Zeiten gewinnt der Kunde.» Recycling habe zudem auch eine ökologische Seite. So sammle das Recycling-Paradies bereits seit Jahren Tetra-Pack, weil es ökologisch sinnvoll ist. «Auch wenn wir bei diesem Wertstoff draufzahlen müssen!»
Eine Folge der Handelskriege
Grund für den Preisverfall sind die globalen Wirtschaftskriege. So hat China seine Karton-Importe drastisch reduziert. Nun gibt es ein Überangebot. Im Jahr 2017 haben Recycling-Unternehmen für Altkarton noch 100 Franken pro Tonne erhalten. Diesen Dezember ein komplett anderes Bild: Die Firmen mussten 23 Franken je Tonne drauflegen.