Rocker beschützen Bundesämter – jetzt sitzt einer in Haft
Von wegen harmlos!

Die Sicherheitsfirma Broncos Security AG schützt vier Bundesämter. Oft werden für Einsätze auch Mitglieder des Motorradclubs aufgeboten. Inzwischen äussert auch die Polizei Kritik an den Rockern im Sicherheitsdienst.
Publiziert: 15.02.2015 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 02:50 Uhr
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Berner Broncos mit ihren Motorrädern.
Von Cyrill Pinto

Im Januar klickten die Handschellen. Polizisten verhafteten zwei Mitglieder des Berner Motorradclubs Broncos. Seitdem sitzen die beiden Rocker in Untersuchungshaft.

Roger M.* und Daniel N.* gehören zum aufstrebenden Chapter Westside – mit 30 bis 40 Mitgliedern der stärkste Ableger der Broncos. Was den beiden vorgeworfen wird, will die Berner Staatsanwaltschaft nicht sagen. Laut Insidern sollen sie wegen Drohung verhaftet worden sein.

Am 21. Februar laden die Broncos zur Spendengala für ihre «Brüder» im Knast. Zur Party im Clublokal haben sich bereits über 60 Personen angemeldet. Den Erlös des Abends nutzen die Rocker, um die Anwälte für die Verhafteten zu zahlen. Ausserdem fliesst Geld an die Angehörigen. So soll verhindert werden, dass die Rocker mit den Ermittlern zusammenarbeiten und auspacken.

Daniel N. und Roger M. wissen viel über das Innenleben des Rockerclubs. N. ist als führendes Mitglied für die Sicherheit des Chapters verantwortlich. Roger M. arbeitete von 2006 bis 2009 für die Sicherheitsfirma Broncos Security AG – die auch vier Bundesämter schützt (SonntagsBlick berichtete). In den Logen empfangen die Rocker Besucher, kontrollieren Personalien und entscheiden, wer ins Bundesamt darf und wer nicht.

Zwei rechtlich getrennte Organisationen

Pesche Widmer, Gründer von Broncos Security, betont: «Die Security AG und der Broncos Motorradclub sind seit 1999 zwei unabhängige, rechtlich getrennte Organisationen.»

Die Verhaftung von Da­niel N. aber zeigt, dass die Verbindungen enger sind als bisher bekannt. Mitarbeiter der Security sind gleichzeitig Mitglieder bei den Broncos. Insider berichten, dass bei den Broncos eine Aufnahmegebühr von über 10000 Franken erhoben wird – den die Rocker bei der Security abarbeiten können. Zudem würden bei Grossanlässen der Security, wie dem Gurten-Festival, regelmässig auch alle Mitglieder des Motorradclubs aufgeboten.

Pesche Widmer sagt: «Von Seiten Behörden und Polizei wird unsere Arbeit geschätzt.» Broncos Security geniesse «einen guten Ruf als seriöse, mit gut ausgebildetem Personal auftretende Firma». Einzelne Mitglieder des Motorradclubs arbeiteten im «Nebenamt» für die Security. «Es sind ganz normale Mitarbeiter ohne Privilegien oder Sonderstatus.»

«Private Angelegenheit»

Die Bundesämter halten zu den Rockern. Sonja Uhlmann vom Bundesamt für Informatik, das von den Broncos bewacht wird, sagt: «Personen im Logendienst müssen die Personensicherheitsprüfung bestehen.» Sei das der Fall, sei die Zugehörigkeit zu einem Club eine «private Angelegenheit».

Kritik an den Rockern im Sicherheitsdienst äussert aber inzwischen auch die Polizei. Peter von Arx leitet die Abteilung öffentliche Sicherheit in der Berner Vorortsgemeinde Ostermundigen und ist Vizepräsident des Verbands der Schweizer Polizebeamten Sektion Bern.

Er sagt: «Es darf nicht sein, dass Firmen wie die Broncos Security Sicherheitsaufgaben in der Öffentlichkeit wahrnehmen.» Der demokratische Staat gebe das Gewaltmonopol an eine Truppe ab, «die er nicht kontrollieren kann».

Gleichzeitig warnt das Bundesamt für Polizei (Fedpol) vor einem «ernst zu nehmenden Gewaltpotenzial» in der Rockerszene. «Wir schätzen die kriminelle Energie mehrerer Mitglieder solcher Gruppierungen als hoch ein», sagt Alexander Rechsteiner vom Fedpol. Die Szene sei seit geraumer Zeit in starker Bewegung.

Neue Gruppen und Ableger würden gegründet, zahlreiche Mitglieder rekrutiert. Auch die Broncos mischen munter mit: Sie unterstützen die Hells Angels, den wichtigsten Akteur in der Rockerszene.

Im Sommer 2010 straften die Hells Angels mit Hilfe der Broncos in Ehrendingen AG den neu gegründeten Outlaws-MC ab. Schüsse fielen, Autos wurden beschädigt. Die Rocker waren mit Pistolen, Schlagstöcken und Werkzeugen bewaffnet.

Die Polizei identifizierte 50 Personen, 36 erhielten einen Strafbefehl, darunter auch einige Mitglieder der Broncos. Die Strafbefehle gegen sie sind mittlerweile rechtskräftig.

*Namen der Redaktion bekannt

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