Riesiges Geschäft mit Altkleidern
Kein Stück geht wirklich an Bedürftige

Wer alte Kleider in Texaidsäcke steckt und meint, er tue Gutes, irrt. Die meisten Armen wollen keine Almosen. Stattdessen reissen sich Texilhändler in Osteuropa um die Lumpen.
Publiziert: 21.12.2011 um 11:32 Uhr
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Aktualisiert: 07.09.2018 um 15:25 Uhr
Alte Kleider für arme Menschen in der Dritten Welt? Nur wenn die Qualität stimmt.
Foto: Anton J. Geisser
Von Karin Müller

Rund 46000 Tonnen alte Kleider landen jährlich in Texaid-Säcken und Sammelcontainern. Viele von uns denken, wir leisten damit Soforthilfe für Bedürftige.

Weit gefehlt. Ein Beitrag von «Kassensturz» gestern zeigte, dass die Ärmsten dieser Welt unsere Kleider nicht zwingend anziehen wollen.

Stattdessen ist der Handel mit Altkleidern ein riesiges Business.Textilhändler in Osteuropa und Afrika buhlen um die Altkleider aus der Schweiz. Sortiererinnen entscheiden in Windeseile, was wirklich verkauft werden könnte.

Der Grossteil unserer alten Kleider wird jedoch nicht weiter getragen. Sondern zu Topflappen verarbeitet und landet somit irgendwann wieder bei uns im Haushalt.

Altkleider also wegwerfen?

Unsere Kleiderspende wird also nicht wirklich dankbar angenommen? «Menschen in der dritten Welt haben auch einen Stolz. Die wollen ihre Kleider kaufen und keine Almosen von uns», sagte Kurt Sutter, Verwaltungsratspräsident von Texaid am TV.

Laut Texaid-Sprecherin Lilly Sulzbacher ist es eine Realität, dass nur 55 Prozent der Kleider weiterverwendet werden.

Könnten wir die Kleider also direkt in den Abfall werfen? «Nein, das kostet ja zusätzlich die Entsorgungsgebühr», sagt Lilly Sulzbacher.

Das wäre, als ob wir Lebensmittel, die erst einen Tag abgelaufen sind, fortwerfen würden, fügt Sulzbacher hinzu.

Kampf mit asiatischen Billighändlern

Der Handel mit unseren Altkleidern sei jedoch trotzdem wichtig. «Drittländer werden überschwemmt mit Billigware aus Asien, wenn sie unsere gebrauchten Kleider nicht erhalten. Das wäre ein ökologisches Desaster.»

Denn auch für Billigkleider braucht es Baumwolle. Deren Anbau sei sehr umweltbelastend.

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