Niemand weiss, wie viele Menschen von Long Covid betroffen sind. Zwar wird weltweit an der Krankheit geforscht, doch die Ergebnisse variieren extrem. Bei Hospitalisierten berichten zwischen 50 und 75 Prozent von Folgeschäden drei Monate nach ihrer Corona-Infektion. Bei Nicht-Hospitalisierten sind es zwischen 2,5 und 53 Prozent. Das sind die Ergebnisse von rund 70 Long-Covid-Studien, welche das Bundesamt für Gesundheit analysieren liess.
Werden diese Studiendaten auf die Corona-Fälle in der Schweiz übertragen, gibt es bisher zwischen 30’000 und 350'000 Long-Covid-Betroffene. Das zeigt, wie wichtig noch mehr Forschung ist: Je nachdem, an welchem Ende des Spektrums die richtige Zahl steht, sind Politik und Gesellschaft unterschiedlich stark gefordert.
Offene Fragen zu Dauer und Auswirkungen
Unklar ist auch, wie lange die Krankheit andauert. Als gesichert gilt, dass manche Betroffene auch mehr als sechs Monate nach der Infektion noch an Long Covid leiden. Eine Studie der Uni Zürich zeigt, dass das bei 22 Prozent der Fall ist. Über längere Zeiträume gibt es bislang kaum Daten, dafür ist die Pandemie noch zu jung.
Auch die Auswirkungen auf die Arbeitswelt werden derzeit erforscht, weil viele Long-Covid-Patienten nicht mehr wie gewohnt ihren Job ausführen können. Zwischen 9 und 40 Prozent gaben in den Studien an, acht bis zwölf Wochen nach Infektion nicht arbeiten zu können. 8 bis 45 Prozent können dies nur in reduziertem Pensum tun.
Eine allgemeingültige Definition von Long Covid gibt es nicht. Mittlerweile hat sich die Fachwelt darauf geeinigt, Long Covid als «Langzeiteffekte einer Corona-Erkrankung» zu bezeichnen, egal wie schwerwiegend diese war. Langzeit bedeutet, dass Betroffene mindestens drei Wochen nach einer Corona-Infektion (bei milden Verläufen) oder Spitalentlassung (bei schweren Verläufen) noch an mindestens einem der bisher rund 50 bekannten Symptome leiden, die sie vor Corona nicht hatten. Am häufigsten treten chronische Müdigkeit und Kopfschmerzen, aber auch Geschmacksverlust, Konzentrationsschwierigkeiten oder Erinnerungslücken auf.
Eine allgemeingültige Definition von Long Covid gibt es nicht. Mittlerweile hat sich die Fachwelt darauf geeinigt, Long Covid als «Langzeiteffekte einer Corona-Erkrankung» zu bezeichnen, egal wie schwerwiegend diese war. Langzeit bedeutet, dass Betroffene mindestens drei Wochen nach einer Corona-Infektion (bei milden Verläufen) oder Spitalentlassung (bei schweren Verläufen) noch an mindestens einem der bisher rund 50 bekannten Symptome leiden, die sie vor Corona nicht hatten. Am häufigsten treten chronische Müdigkeit und Kopfschmerzen, aber auch Geschmacksverlust, Konzentrationsschwierigkeiten oder Erinnerungslücken auf.
«Bisherige Forschung liefert kein vollständiges Bild»
Wenig weiss man darüber, wie schwerwiegend Long-Covid-Erkrankungen sind. Je nach Studie antworten 12 bis 50 Prozent der Teilnehmer, zwei Monate nach der Infektion grössere Schwierigkeiten zu haben, alltägliche Dinge auszuführen. Klar ist dagegen, dass man keine schwere Corona-Erkrankung durchmachen musste, um an Long Covid zu leiden. Es kann sowohl Personen treffen, die hospitalisiert werden mussten, als auch solche, die Corona kaum spürten. Auch gibt es kaum Daten dazu, welche Personengruppen besonders gefährdet sind.
Um Wissenslücken zu schliessen, hat Milo Puhan (46), Leiter des Instituts für Epidemiologie an der Universität Zürich und selber Autor einer Long-Covid-Studie, die bisherigen Ergebnisse zusammengefasst und dem BAG übergeben. Sein Fazit: «Die bisherige Forschung liefert kein vollständiges Bild. Es gibt grosse Wissenslücken, insbesondere zur Prävalenz, zu den Risiko- und Schutzfaktoren und den sozioökonomischen Auswirkungen.» Sämtliche bisherigen Ergebnisse müssten als vorläufig betrachtet werden. «Trotzdem legt die derzeitige Evidenz nahe, dass Long Covid von erheblicher Bedeutung für die öffentliche Gesundheit ist.»
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