Richterbeisser, St.-Ursen-Brandstifter und Chloroform-Unhold
Die Quälgeister der Schweizer Justiz spannen zusammen

St.-Ursen-Brandstifter Andres Zaugg (68), Richter-Beisser Kuno W.* (54) und Chloroform-Unhold Urs B.* (69) sind eine Nummer für sich. Obwohl sie alle verurteilt wurden, geben sie keine Ruhe. Im Gegenteil: Ihr Kampf gegen die Justiz geht weiter.
Publiziert: 26.03.2018 um 23:31 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 18:15 Uhr
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Andres Zaugg (68) nach seinem letzten Prozess in Olten SO. Er gibt den Medien gerne Auskunft.
Foto: Ralph Donghi
Gabriela Battaglia und Ralph Donghi

Seit Jahren hält das Trio die Justiz auf Trab. Mit Straftaten und quälenden Briefen. Trotz Verurteilungen hören sie nicht auf. Im Gegenteil: Jetzt verbünden sie sich und kämpfen gemeinsam gegen die Schweizer Justiz.

An vorderster Front: Andres Zaugg (68). Er zündete 2011 die St.-Ursen-Kathedrale in Solothurn an, 2016 in U-Haft seine Zelle. Heute ist er wieder auf freiem Fuss. Mit ihm hat sich Kuno W.* (54) solidarisiert. Er gilt in Solothurn als Querulant – und hat Zaugg schon bei Prozessen unterstützt. Dort machte er 2016 auch Schlagzeilen. Als ein Gerichtsschreiber Kuno W. einen Brief überreichen wollte, drehte er durch und biss sogar einen Richter. Heute befindet sich er sich auf einem Hof in einer Massnahme.

Der dritte im Bunde: Urs B.* (69). Er schlich jahrelang zu Mädchen ins Zimmer, machte sie mit einem chloroformähnlichen Mittel gefügig, missbrauchte sie. 2007 fasste er elf Jahre und acht Monate – sowie eine stationäre Massnahme. Gegen diese wehrt sich Urs B. jetzt. Er will raus.

Sie nennen sich «Prozess-Beobachter»

Ein guter Grund für Zaugg und Kuno W. den Chloroform-Unhold im Kampf gegen die Justiz in ihre Allianz aufzunehmen. Die Gruppe nennt sich «Prozess-Beobachter» – und wird immer grösser. Wie sie auftreten, zeigte sich in der letzten Woche.

«Das Grüppchen war sehr aufgebracht», sagt Marc Anthamatten, Richter vom Kantonsgericht in Sitten VS. Dort sollte am 20. März der Prozess um die Freilassung von Urs B. stattfinden. Einzig: Der Termin wurde zwei Wochen vorher verschoben. «Ohne Urs B. zu informieren!», empört sich Brandstifter Zaugg. Der Angeklagte sei irrtümlich sogar am Gericht vorgeführt worden.

Im Gefängnis lief etwas schief

Richter Anthamatten bestätigt: «Im Gefängnis lief offenbar etwas schief.» Die Person, die den Fax für B. in Empfang nahm, «händigte ihm das Papier mit dem neuen Datum nicht aus.» Aber: «Auch der Anwalt teilte es seinem Mandanten nicht mit.» Zauggs Urteil dazu: «Das ist weisse Folter nach Walliser Art!»

Ein weiteres Problem: Das Gericht hatte sogar per eingeschriebenem Brief den Richterbeisser von der Datumsänderung informiert. Aber Kuno W. hatte den Brief nie bei der Post abgeholt.

Erfolg für die Verbündeten

Nachdem sich die Unterstützer vor Ort beruhigt hatten, gingen sie zum Gefängnis, in dem Urs B. sitzt. Dort kam laut Zaugg sogar der Direktor raus: «Er entschuldigte sich für das Fehlverhalten dieser Institution.» Für die Truppe ein erster Erfolg.

Zudem empfahl drei Tage später das Generalsekretariat der Walliser Gerichte in einer Mitteilung, sich vor einem Prozess «bei der Gerichtskanzlei telefonisch zu versichern, dass die Verhandlung am vorgesehenen Termin stattfindet». Der Prozess gegen B. findet jetzt am 10. April statt.

Auf Nachfrage will Zaugg nicht über seine Mitstreiter sprechen, sagt nur: «Menschen, die sich für mehr Gerechtigkeit engagieren, haben berechtigte Ängste, die zu respektieren sind.»

* Namen der Red. bekannt

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