Sie stampften ein grosses Hakenkreuz in den Schnee und posierten mit dem Hitlergruss. In der Uniform der Schweizer Armee, mitten auf dem Waffenplatz. Jetzt sitzen die Beteiligten der Nazi-Schande von Wangen an der Aare BE hinter Gittern. «Die Soldaten wurden disziplinarisch mit scharfem Arrest bestraft», sagt Armeesprecher Mirco Baumann (37). Sie sitzen schon seit mehreren Tagen ein. «Der Arrest dauert mindestens über das Wochenende hinaus.»
Die jungen Männer dürfen ihre Rettungs-RS zwar zu Ende führen. «Drei von ihnen wollten danach aber auch weitermachen», sagt Baumann. «Ihnen wurde sofort der Vorschlag entzogen und somit verhindert, dass sie in der Armee Karriere machen können.»
Vor einer Woche hatte SonntagsBlick das skandalöse Foto publik gemacht. Da bekamen die Beteiligten offenbar kalte Füsse. «Sie sind am Sonntagabend teilweise früher eingerückt und haben sich selber gestellt», so Baumann.
Neben den disziplinarischen Massnahmen droht den Rekruten ein Prozess. Die Militärjustiz hat ein Verfahren eröffnet. Bei einem Verstoss gegen die Antirassismus-Strafnorm sind Gefängnisstrafen von bis zu drei Jahren möglich. Laut einem Urteil des Bundesgerichts von 2014 ist der Hitlergruss an sich nicht strafbar. Es sei denn, dieser wird gezielt ausgeführt, um Dritte für den Nationalsozialismus zu begeistern.
Nach Informationen von SonntagsBlick kursierte das Bild vom Berner Waffenplatz auf dem Fotodienst Snapchat. Ob dies als Propaganda für die braune Ideologie einzustufen ist? «Das muss nun die Militärjustiz beurteilen», so Martine Brunschwig Graf (66), Präsidentin der Eidgenössischen Kommission gegen Rassismus (EKR).
«Verhalten war skandalös»
Unabhängig von der juristischen Aufarbeitung ist für sie klar: «Das Verhalten dieser jungen Männer war skandalös. Gerade, weil es sich um Angehörige der Armee handelt.» Diese repräsentierten die militärische Haltung der Schweiz. «Und sollten deshalb genau wissen, dass solche Symbole absolut verwerflich sind.»
Was sich in Wangen an der Aare abspielte, ist laut Brunschwig Graf kein Einzelfall. «Es gibt immer wieder Rechtsextremisten in der Armee.» Man wolle den aktuellen Fall nutzen, um dies in den Griff zu bekommen. «Nächste Woche treffen wir uns mit einem Vertreter der Fachstelle Extremismus der Armee. Wir wollen unter anderem diskutieren, wie solche Personen bei der Rekrutierung besser erkannt werden können.»
Das Motiv der Rettungsrekruten bleibt vorerst im Dunkeln. «Dazu geben wir aufgrund des laufenden Verfahrens keine Auskunft», sagt Sprecher Baumann. Der neue Armeechef äussert sich nicht zum Vorfall: Korpskommandant Philippe Rebord (59) steht den Medien in den ersten 100 Tagen nach dem Amtsantritt am 1. Januar nicht zur Verfügung.