Rekord-Bergsteiger Ueli Steck über den Sherpa-Überfall am Mount Everest
«Ich hatte Angst um mein Leben»

Der Aufstand der Sherpas habe auch eine politische Dimension, sagt Ueli Steck. Den Vorwurf, die Europäer hätten die einheimischen Bergsteiger mit Eisblöcken verletzt, weist er zurück.
Publiziert: 30.04.2013 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 19:38 Uhr
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Nach dem Angriff am Everest 2013: Steck, Griffith und Moro (v.l.).
Von Myrte Müller und Adrian Schulthess

Extrem, was Extrembergsteiger Ueli Steck (36) in 7200 Metern Höhe durchgemacht hat. «Am Berg kann es auch mal etwas lauter werden. Das gehört dazu. Aber so etwas wie diesen Angriff im Camp habe ich noch nie erlebt», sagt der Berner Oberländer gestern per Satellitentelefon zu BLICK.

Er ist im Everest-Basislager hoch über Kathmandu (Nepal). In Sicherheit nach dem Sherpa-Überfall. «Ich hatte Glück, dass ich nur einen Stein abbekam und einen Faustschlag. Ein Kamerad stellte sich zwischen mich und die Angreifer. Sonst würde ich jetzt nicht mehr leben. Ich hatte Angst um mein Leben und das meiner Kollegen.»

Reaktion auf politische Probleme

Über die Hintergründe will Steck nicht sprechen. «Der Angriff ist eine Reaktion auf Probleme, die tief verwurzelt sind. Das geht auch ins Politische.» Per E-Mail schildert er, wie sich der Streit und der Angriff aus seiner Sicht und der seiner Kameraden Simone Moro (45) und Jon Griffith (29) abgespielt hat. Der Schweizer, der Italiener und der Brite sind ohne Seile und Sauerstoff unterwegs. Sie wollen eine neue Aufstiegsroute auf den Mount Everest (8848 Meter) angehen.

Es passiert am Samstag gegen 8 Uhr, zwischen Camp 2 und Camp 3, auf ungefähr 7200 Metern. «Ein Sherpa-Team ‹flickte› die Seile an der Lhotse-Wand. Deshalb sind wir etwa 50 Meter seitlich geklettert, um sie nicht zu stören.» Dann muss das Europäer-Trio die Seile kreuzen.

Als Steck das Seil überschreitet, schreit der Anführer der Sherpas nach seinen Kollegen weiter unten in einer Eiswand. «Er begann, mit seinem Pickel ziellos ins Eis zu schlagen. Dann brachte der Sherpa sein Seil an und liess sich herunter.» Steck streckt die Hände aus, um einen Zusammenstoss zu verhindern.

Sherpas mit Eisblöcken verletzt

Der Leit-Sherpa schreit Steck an: «Warum fasst du mich an?» Er wirft den Europäern vor, sie hätten Sherpas mit Eisblöcken verletzt. «Das ist sehr unwahrscheinlich. Wir liefen auf einer eigenen Linie im Schnee», schreiben die Bergsteiger in der Stellungnahme.

Mit Worten lassen sich die Sherpas nicht beruhigen, der 18-Mann-Trupp steigt ab ins Camp 2.

Steck will die Situation mit einer guten Tat entschärfen. Verlegt die restlichen 260 Meter Seil bis zum oberen Camp selber. Vergeblich. Als er nach getaner Arbeit ins untere Camp 2 zurückkehrt, «haben sich gegen 100 Sherpas versammelt, die sich auf die drei Bergsteiger stürzen». Sie schwingen drohend Eispickel. Steine fliegen.

«Einer der Steine hat Ueli getroffen. Er blutete aus dem Mund», so Simone Moro zur «Gazzetta dello Sport».

«Sie sagten uns deutlich: Wenn wir die Nacht im Camp verbringen, wird einer von uns am nächsten Morgen tot sein. Um die anderen würden sie sich am Morgen kümmern. Ich nahm die Warnung ernst», so Steck gestern zu BLICK. Die drei Bergsteiger packen ihre Sachen, steigen ohne Seile ab. Laut der Stellungnahme hat die Polizei drei Anführer des Sherpa-Mobs verhaftet. Wann er zurück in die Schweiz reisen wird, hat Steck gestern noch nicht gewusst.

Das sind die Sherpa

Die Sherpas sind ein tibetisches Ur-volk, das seit rund 500 Jahren im Himalaya heimisch ist. Der Mount Everest ist für sie ein heiliger Berg, ihr Können im Gebirge ist legendär. Im Westen kennt man die Sherpas vor allem für ihren Einsatz als Hochgebirgshelfer von Bergsteigern, die das Dach der Welt erklimmen wollen. Sie arbeiten als Träger, Bergführer, Köche und Kundschafter. Der berühmteste Sherpa ist Tenzing Norgay († 71). Er begleitete 1953 den Neuseeländer Edmund Hillary († 88) auf den Mount Everest – die beiden sind die Erstbesteiger des höchsten Gipfels der Welt. Der Everest-Tourismus gewinnt bis heute stetig an wirtschaftlicher Bedeutung. Für kommerzielle Anbieter präparieren die Sherpas oft Aufstiegsrouten.

Die Sherpas sind ein tibetisches Ur-volk, das seit rund 500 Jahren im Himalaya heimisch ist. Der Mount Everest ist für sie ein heiliger Berg, ihr Können im Gebirge ist legendär. Im Westen kennt man die Sherpas vor allem für ihren Einsatz als Hochgebirgshelfer von Bergsteigern, die das Dach der Welt erklimmen wollen. Sie arbeiten als Träger, Bergführer, Köche und Kundschafter. Der berühmteste Sherpa ist Tenzing Norgay († 71). Er begleitete 1953 den Neuseeländer Edmund Hillary († 88) auf den Mount Everest – die beiden sind die Erstbesteiger des höchsten Gipfels der Welt. Der Everest-Tourismus gewinnt bis heute stetig an wirtschaftlicher Bedeutung. Für kommerzielle Anbieter präparieren die Sherpas oft Aufstiegsrouten.

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