Seit diesem Sommer werden ansässige Vermögensverwalter von Vertretern der US-Grossbank J.P. Morgan Chase hartnäckig bearbeitet. Wie die SonntagsZeitung schreibt, wirbt das grösste amerikanische Finanzinstitut per Telefon und Mail hartnäckig um die Verschiebung von Kundengeldern in die Vereinigten Staaten.
Verstoss gegen OECD-Regeln
Das Vorgehen sei äusserst fragwürdig. Die Schweizer sollen als «Advisor» an einem Konstrukt mitverdienen, bei dem der wirtschaftlich Berechtigte des Vermögens verschleiert wird, schreibt die Zeitung weiter. Das widerspreche klar den Richtlinien der OECD, an welche sich unser Land und zahlreiche andere westliche Staaten halten.
Die Amerikaner hingegen geniessen eine Rechtslücke, weil Washington den Automatischen Informationsaustausch nicht ratifiziert hat. Ausserdem entspricht die angebotene Praxis genau jenen Manövern, für die Schweizer Banken in den vergangenen Jahren massiv von den USA bestraft worden sind. Wegen Beihilfe zur Steuerflucht mussten Schweizer Geldhäuser Milliarden an Bussen zahlen.
«Da fliessen auch undeklarierte Gelder ein»
Das Wort Schwarzgeld würden die Amerikaner zwar nicht namentlich erwähnen. Ein Schweizer Vermögensverwalter sagt gegenüber der SonntagsZeitung aber: «Wenn ein solches Konstrukt angeboten wird, ist allen Beteiligten klar: Da fliessen auch undeklarierte Gelder ein. Das lässt sich so nicht mehr ausschliessen.»
Der SonntagsZeitung liegen Dokumente vor, die das Vorgehen eines J.P. Morgan-Direktors aus der Chicagoer Filiale in allen Details zeigen. Der Banker hat gegenüber einer Zürcher Firma sogar seinen Besuch in der Schweiz angekündigt. Die Werbeoffensive steht hier ohnehin auf rechtlich dünnem Eis: Das Anbieten von Finanzdienstleistungen ohne Schweizer Banklizenz auf Schweizer Boden ist verboten. Der aktuelle Fall ruft die Politik auf den Plan: Der Zürcher SVP-Natuionalrat Alfred Heer reicht im Parlament einen Vorstoss ein: Er will vom Bundesrat wissen, ob er bei der OECD interveniert und ob er das Vorgehen der US-Banken rechtlich klärt. Zudem soll die Finma aktiv werden. Nach Informationen der SonntagsZeitung ist Finanzminister Ueli Maurer bereits über den Fall im Bild. (gru)